Gegen die Depressionen im Alter
WETTE. Vor 13 Jahren war die Gerontopsychiatrie in Marienheide-Wette die erste Tagesklinik für Altersdepressionen im ländlichen Bereich. In ganz Deutschland gab s damals nur sieben Kliniken, die mit dem modernen Tagesklinik-Konzept alte Menschen mit bestimmten psychischen Störungen behandelte, sagt Oberarzt Kurt Herold. Mit dem Umzug in neue Räume hat Psychiatrie-Chefärztin Dr. Beate Baumgarte vom Kreiskrankenhaus Gummersbach - ihm ist die Einrichtung angeschlossen - die Tagesklinik nun den Ärzten im Oberbergischen vorgestellt.
Das Tagesklinik-Konzept ist vielen meiner Kollegen leider noch unbekannt, sagt Herold. Das soll sich nun ändern, denn unsere teilstationäre Behandlung kann einen dauerhaften Klinikaufenthalt in vielen Fällen verhindern.
Ziel der Behandlung ist es, alte Menschen wieder fit für den Alltag zu machen. Die Patienten, die in die Tagesklinik kommen, sind 50 Jahre oder älter und leiden an Depressionen - manchmal in Verbindung mit Wahnvorstellungen. Diese im Volksmund genannten Altersdepressionen können viele Ursachen haben, so Herold. Viele Rentner verkraften ihre plötzliche Arbeitslosigkeit nicht, manche den Verlust ihrer körperlichen Kräfte. Bei den Patienten entstehen Ängste. Sie ziehen sich aus der Gesellschaft zurück und werden unfähig, normale Situationen zu bewältigen. Für Demenz und Altersverwirrtheit sind wir allerdings nicht zuständig, sagt Herold.
Die Stationsärztin Dr. Andrea Sckaer und die Pflegerinnen Monika Ziganke, Sandra Hofstadt, Daniela Schütten und Bettina Gost bieten eine umfassende Behandlung. Es gibt einen Kochkurs, Entspannungs- und Gedächtnistraining, Diskussionsrunden zum Weltgeschehen und Gymnastik. Die Patienten lernen ihre Medikamente richtig zu dosieren und werden über ihre Erkrankung aufgeklärt. Auch die Angehörigen werden in die Therapie mit eingebunden. Diese Behandlung dauert täglich von 8.30 Uhr bis in den Nachmittag. In der Regel werden die Patienten nach sechs bis acht Wochen entlassen.
Die zehn Patienten, die zeitgleich in Wette therapiert werden können, kommen aus dem ganzen Kreisgebiet, teilweise auch aus den angrenzenden Kreisen. Die meisten Krankenkassen übernehmen die Fahrtkosten, so Kurt Herold, nur mit manchen gibt s noch Probleme.
Im bundesweiten Vergleich hat die Marienheider Klinik gut abgeschnitten. Für eine zentralere Lage soll die Klinik in ein bis zwei Jahren in die Nachbarschaft des Kreiskrankenhauses Gummersbach ziehen. Ob die Einrichtung dann mehr als zehn Patienten aufnehmen wird, ist noch unklar.