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GerichtsverfahrenHells Angels wegen Folter vor Gericht

2 min

Unterstützer der Rockergruppe „Hells Angels“ (Symbolbild: dpa)

Troisdorf – Vier Wochen lang sollen zwei Mitglieder der Motorrad- und Rockergang Hells Angels eine junge Frau unter Todesdrohungen zur Prostitution gezwungen und als sie sich verweigern wollte, über Stunden misshandelt und gefoltert haben. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat, wie gestern ein Sprecher bestätigte, ein 40-jähriges Bandenmitglied aus Troisdorf und einen 35-jährigen Rocker aus Euskirchen angeklagt.

Rocker-Freundin soll Taten gefilmt haben

Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Freiheitsberaubung, Zuhälterei, Raub, gefährliche Körperverletzung, Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung sowie Nötigung zur sexuellen Handlung vorgeworfen.

Auf der Anklagebank muss sich demnächst auch die Freundin des 40-jährigen Troisdorfers wegen Beihilfe verantworten: Die 31-Jährige soll bei den Misshandlungen zugeschaut, gelacht und auch gefilmt haben.

Laut Anklage wollten sich die beiden Hells Angels an der jungen Frau rächen, weil sie angeblich einen neuen Freund hat. Sie beschlossen, die 24-jährige fortan als Prostituierte arbeiten zu lassen: Nach Schlägen und unter Todesdrohungen sollen die Angeklagten sie in mehrere Bordells in Köln und Leverkusen gebracht haben, wo sie rund um die Uhr überwacht worden sei. Das gesamte Hurengeld der vier Wochen, etwa 3500 Euro, musste sie, so die Staatsanwaltschaft, an die beiden Zuhälter abgeben.

Der Fall eskalierte am 4. April 2011, nachdem die Frau erklärt hatte, sie sei krank und könne nicht arbeiten. Das ließen die Angeklagten ihr nicht durchgehen und bereiteten ihr fortan ein Martyrium: Laut Anklageschrift musste sie sich zunächst auf einen Stuhl setzen, wurde von beiden auf den Kopf geschlagen und getreten. Schließlich soll der Ältere ein Skalpell gezückt und erst in letzter Sekunde die grausige Inszenierung gestoppt haben.

Nach Stand der Ermittlungen wurde die Frau mit Feuerzeugbenzin übergossen und angezündet. Dabei erlitt sie Verbrennungen ersten und zweiten Grades.

Opfer zeigte Peiniger

bei der Polizei an

Der Vorgang, der fünf Minuten gedauert haben soll, wurde von der Mittäterin gefilmt und sollte als weiteres Druckmittel dienen: Wenn sie nicht der Prostitution nachgehe, würde das Filmmaterial ins Internet gestellt werden.

Als die Hells Angels ihr drohten, man werde sie jetzt „in den Wald fahren, wo sie ihr eigenes Grab schaufeln“ dürfe, bat die 24-Jährige darum, wieder im Bordell arbeiten zu dürfen. Trotz massiver Drohungen, ihre Eltern und Geschwister zu informieren, zeigte sie ihre Peiniger am Tag darauf bei der Polizei an. Die beiden Angeklagten wurden zehn Tage später von einem SEK-Kommando festgenommen. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. (ucs)