„Gesellschaft zur Eintracht“Bei einem Glas Wein Politik gemacht

Festlich geschmückt war die Stadthalle, als die Gesellschaft zur Eintracht dort ihren Winterball 2010 feierte. (Bild: Brensing)
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Gummersbach – Der Tag des ersten Stiftungsfestes, der 17. Januar 1811, gilt als der Gründungstag der Eintracht. Als geschlossene Gesellschaft von angesehen Männern ins Leben gerufen, traf man sich damals täglich nachmittags vor dem Abendessen im Gasthaus Brölemann. Besprochen wurden örtliche und überregionale Ereignisse, man las gemeinsam Zeitung und widmete sich dem Billard- und Kartenspiel.
„Zusammengehörigkeit und Einigkeit als Synonyma des heute weniger gebräuchlichen Wortes ,Eintracht mögen verdeutlichen, dass ähnliche Grundeinstellungen der Mitglieder bei aller Unterschiedlichkeit der Charaktere angestrebt waren und sind“, sagt Günter Eggert, der aktuelle Präsident des Vereins.
Intensive Gespräche und und Gedankenaustausch
Zwar habe sich das Gesellschaftsleben der Eintracht inzwischen verändert, doch bis heute sei das Gespräch und der Gedankenaustausch in angenehmer Atmosphäre zentraler Bestandteil geblieben. Ebenfalls bis heute Bestand hat der jährlich stattfindende Ball, der neben dem Königsball des Schützenvereins zu den herausragenden gesellschaftlichen Ereignissen der Kreisstadt gehört.
Welchen Stellenwert die Eintracht seit ihrer Gründung in Gummersbach hat, verdeutlicht der Historiker Gerhard Pomykaj, der neben Harry Böseke maßgeblichen Anteil an der Entstehung der Jubiläumschronik hatte: „Viele Mitglieder in den verschiedensten Funktionen nehmen bis heute wichtige Weichenstellungen innerhalb der städtischen Entwicklung vor und dies gewiss nicht nur in offizieller Rede.“
Bis Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich das Vereinsleben kaum. Immer noch trafen sich viele Mitglieder fast täglich. Zumeist trank man - die Brüder Steinmüller als Biertrinker waren nach Pomykajs Recherche die Ausnahme - eine halbe Flasche Wein, las Zeitung und spielte nach wie vor Karten und Billard.
Zu den regelmäßigen Besuchern gehörten auch die führenden Industriellen. „Allerdings dürften sie die Zusammenkünfte auch dazu genutzt haben, Stadtpolitik zu besprechen und aktiv zu gestalten, denn sie saßen fast alle in der Stadtverordnetenversammlung“, schreibt Pomykaj. Der kurze Draht zur Verwaltung sei ohnehin gegeben gewesen, denn Bürgermeister Bülowius habe fast jeden Tag in den Räumen des Vereins Skat gespielt.
Im Jubiläumsjahr treffen sich die Mitglieder der Gesellschaft zur Eintracht ein Mal in der Woche. „Mit Schlips und Krawatte“, wie Manfred Jost betont, der 1965 zusammen mit den Brüdern Horst und Rudolf Schmitzer in die Eintracht aufgenommen wurde. Seit 1972 finden die Gesellschaftsabende im Hotel Stremme statt. Zuvor war das Hotel Lindenhof, das dort stand, wo heute die Deutsche Bank ist, das Quartier des Klubs. Das letzte vereinseigene Lokal, der 1928 erworbene Bergische Hof, wurde 1965 abgerissen.
Gerhard Pomykaj, der sich für die Erstellung der Jubiläumschronik intensiv mit dem Verein befasst hat, kommt zu dem Schluss, dass die Eintracht „wie schon zur Zeit der Gründung nicht nur ein wichtiges soziales Netzwerk geblieben, sondern auch eine Möglichkeit für zugezogene Akademiker bzw. Führungskräfte ist, sich in die Gummersbacher Gesellschaft zu integrieren“.