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GesundheitGiftiges PCP unterm Rathausdach

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Bonn – Wenn sich Ende August „Vermummte“ im Bereich des historischen Rathauses der Stadt Linz zu schaffen machen, dann sind das mit vorgeschriebener Schutzkleidung ausgestattete Facharbeiter. Sie müssen sich vor gesundheitsgefährdendem PCP schützen.

Am Rathaus müssen, das ist schon länger geplant, die Dachhaut in altdeutscher Schieferdeckung und der Dachstuhl aus dem Jahr 1520 (abgeändert 1777) saniert werden. Bei dem prächtigen denkmalgeschützten Gebäude (1517-1527) inmitten der Altstadt handelt es sich um eines der ältesten noch im Betrieb befindlichen Rathäuser des Landes Rheinland-Pfalz.

Bei den vorbereitenden Maßnahmen zum Umfang der Sanierung des historischen Dachstuhls wurde von der Mainzer Denkmalpflegebehörde ein Holzsachverständiger gefordert und bezahlt, der das Holz auf Schädlinge und Pilzbefall untersuchen sollte. Und der Experte stellte fest: Bei einer 1964 durchgeführten Holzbockbekämpfung sind die chemischen Mittel „Osmol WB 4“ und „Impra HG“ eingesetzt worden. Weitere Untersuchungen ergaben eine derzeitige Belastung von 1,9 mg / kg Lindan und 28 mg / kg PCP (Pentachlorphenol). Beide Holzschutzmittel gelten heute als Umweltgifte.

Der mit der Sanierung beauftragte Linzer Architekt Hermann-Josef Klein erläuterte gestern unter dem Rathausdach der Presse, dass die ermittelten Werte oberhalb der PCP-Grenzkonzentration von PCP-Altstaub liegen und deshalb gefordert wird, den gesamten Dachstuhl mit jeglichem sichtbaren Holzgebälk, Drempelmauerwerk und Fußbodenbelag zu entstauben und die unter dem Beleg vorhandene Glaswolle zu entsorgen. Die „Entstaubung“ unterliegt strengen Umwelt- und Arbeitsschutzbedingungen. Deshalb die Schutzbekleidung der Facharbeiter.

Die ermittelten Kosten für diese der eigentlichen Sanierung vorausgehenden, erforderlich gewordenen Arbeiten belaufen sich auf rund 23 500 Euro, die von der Stadt Linz, ebenso wie die geplanten Dachsanierungskosten in Höhe von 385 000 Euro, alleine zu schultern sind. Es gibt also keinen Zuschuss von irgend einer Seite.

„Ich denke, dass wir mit den im Haushalt bereit stehenden Mitteln von 385 000 Euro nicht hinkommen“, sagte Stadtbürgermeister Adi Buchwald. „Aber was sein muss, muss sein. Früher waren die Holzanstriche mit diesen Mitteln gang und gäbe, heute aber ist klar, dass PCP gesundheitsschädigend sein kann“, sagte Buchwald und führte die Pressevertreter bereitwillig unters Rathausdach: „Wir haben nichts zu verbergen!“.

Der geplante Beginn der „Entstaubungsmaßnahmen“ ist der 25. August. Die Arbeiten sollen vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen. Erst im Frühjahr 2009 ist mit der eigentlichen Sanierung von Dachstuhl und Schieferdach zu rechnen. Buchwald bedauert die Verzögerung: Eigentlich wollte ich längst fertig sein damit.“