„Gilded Age“ in den USABlicke ins vergoldete Zeitalter
HAMBURG - Die ambitionierte Ausstellungs-Trilogie zur „Amerikanischen Kunst 1800-1950“, die das Bucerius Kunst Forum Hamburg letztes Jahr begann, geht in die zweite Runde. Gezeigt werden nun Porträts und Szenen aus dem „Gilded Age“, der Gründerzeit der Vereinigten Staaten.
Die Bezeichnung „Vergoldetes Zeitalter“ prägte Mark Twain 1873 in seiner gleichnamigen Sozialsatire. Darin nimmt er eine Welt des schönen Scheins und des schnellen Geldverdienens aufs Korn. Zwischen Bürgerkrieg (1861-65) und Erstem Weltkrieg erlebt Amerika einen wirtschaftlichen Aufschwung ohnegleichen. Öl- und Zuckerbarone, Bankiers, Stahlmagnaten und Eisenbahntycoons - Astor, Carnegie, Frick, Rockefeller, Vanderbilt und Co. - häufen märchenhafte Vermögen an.
Fieberhaft in Kunst und Luxus investiert
Auf der Suche nach einer Identität den Blick stets aufs alte Europa gerichtet, investieren sie fieberhaft in Kunst und Luxus. Ihre nicht vorhandenen Ahnengalerien füllen sie mit alten Meistern wie van Dyck oder Joshua Reynolds auf. Die eigenen Konterfeis und die ihrer Familien, gemalt von anerkannten Künstlern der Zeit, knüpfen fast nahtlos daran an.
Die erste repräsentative Schau zu diesem Thema umfasst 42 Gemälde, zwei Bronzereliefs und 23 Porträtminiaturen aus vorwiegend amerikanischen Sammlungen: Werke so herausragender Künstler wie John Singer Sargent, Mary Cassat, Cecilia Beaux, Thomas Eakins und James McNeill Whistler. Die Arbeiten sind unterschiedlich in Stil und Qualität, aber ausdrucksstark und individuell sind sie alle.
Im Zentrum stehen die Vanderbilts der zweiten und dritten Generation. Whistlers dunkeltoniges Bildnis von George W. Vanderbilt (1862-1914, Enkel des Clan-Gründers Cornelius) mit den edel gelängten Gliedmaßen nimmt direkten Bezug auf die Königsporträts des großen spanischen Barockmalers Velasquez. Auch das Porträt des James Hazen Hyde (1876-1959), Sohn von Henry Baldwin Hyde, dem damals drittgrößten Lebensversicherer der Welt, steht ganz in der Tradition europäischer Herrschaftsbilder. Théobald Chartran stilisiert sein Modell anno 1901 als modernen Medici-Fürsten und hält sich bis ins Detail an Agnolo Bronzinos „Porträt eines jungen Mannes“ (1530), einem Meisterwerk der Hochrenaissance. Hyde, ein kosmopolitischer Dandy mit 7-Milliarden-Dollar-Hintergrund, hat sich seinem Vater gegenüber einmal so definiert: „Ich bin eine exotische Pflanze, die Luxusausgabe, limitiert, auf feinem Papier und im Ledereinband, und ich fürchte, etwas anderes kannst du aus mir nicht machen.“ Womöglich hat er damit den Großteil seiner Generation trefflich charakterisiert.
Rathausmarkt 2. Bis 31. August. Tgl.11-19, Do bis 21 Uhr. Katalog 24,80 Euro.