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Gizeh-ZigarettenpapierEine Pyramide erobert die Welt

Lesezeit 3 Minuten

Gizeh-Geschäftsführer Christian Hinz präsentiert alte und neue Schätze aus den hauseigenen Vitrinen.

WINDHAGEN – Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Logos der Firma Gizeh Raucherbedarf und das einer bekannten Zigarettenmarke sich sehr ähneln. „Vor dem Krieg waren die Orient-Tabake der Standard, nach dem Krieg kamen die American Blends auf“, sagt Geschäftsführer Christian Hinz. In den 20er Jahren, als Gizeh wuchs, stand der Orient hoch im Kurs. Entsprechend schmücken seitdem eine Pyramide und die Sphinx die Gizeh-Verpackungen.

1920 gegründet, entstammt die Idee Zigarettenpapier zu produzieren, dem Ersten Weltkrieg. „Die Marke stammt mindestens von 1916“, so Hinz. An der Front wurden Zigaretten gedreht, das Papier dazu stammte vom Feind - aus Frankreich. „Das Irre ist, dass die verfeindeten Soldaten in den Feuerpausen gemeinsam rauchten und die Deutschen von ihren Feinden das Drehen lernten“, sagt Hinz.

1920 schließlich ist das Jahr der offiziellen Gründung der „Gizeh Zigarettenpapier-Verarbeitungsgesellschaft“ in Köln. Drei Jahre später und noch einmal 1935 wurde das Unternehmen erweitert. 1944 wurde das Kölner Werk komplett zerstört.

Der Betrieb musste verlegt werden, als neuer Standort wurde erst Gummersbach dann Bergneustadt ausgewählt. „Laut unseren Quellen vermuten wir, dass die Produktion zunächst in der Gaststätte Neuhaus stattfand“, sagt Gizehs Marketing-Expertin Vanessa Nürnberg. Dort standen unter der Woche die Maschinen, am Wochenende zum Tanz wurde alles säuberlich abgedeckt. In den Folgejahren wuchs das Unternehmen, das sonnige Gelb der Verpackungen wurde ein Wiedererkennungsfaktor.

Das Gelb gab es schon früh. „Ich habe Verpackungen aus den 30er Jahren ersteigern können, die schon diese Farbe haben“, berichtet Hinz. Selbst er muss im Internet nach historischen Produkten suchen, da das eigene Material im Krieg weitgehend zerstört wurde.

1980 bis 1983 errichtete der Konzern Produktionsstätten in Österreich und Frankreich. 1990 fiel der Startschuss für eine Verkaufsniederlassung in Leipzig. 1997 wird die Sparte Raucherbedarf aus dem Gesamtunternehmen, das in Bergneustadt nach wie vor Lebensmittelverpackungen wie Joghurtbecher herstellt, ausgegliedert und an die Mignot & de Block aus den Niederlanden verkauft. Vor acht Jahren erfolgte der Umzug nach Gummersbach. Dort haben jetzt Geschäftsleitung, Verwaltung, Vertrieb, Druckerei und Zentrallager ihr Domizil. Zwei Jahre nach dem 85-jährigen Firmenbestehen 2005 wurde Gizeh Gelb als Marke des Jahrhunderts ausgezeichnet. Ebenfalls 2007 erhielt das Unternehmen den Tabak-Innovationspreis des Facheinzelhandels. Weitere Preise folgten, unter anderem der Red Dot Design Award für den Gizeh Vario Stopfer. Seit dem vergangenen Jahr ist Christian Hinz Geschäftsführer. Bis dato hatte er das Geschäft mit seinem Vater geführt, der allerdings schied im Juni aus der Leitung aus.

Aktuell arbeiten in Deutschland knapp 100 Mitarbeiter, in Frankreich sind es 142 und in Österreich 96. Moderne Maschinen drucken, schneiden und stapeln das Papier, das in alle Welt geliefert wird. „Wir stellen Produkte für aufgeklärte Verbraucher her“, sagt Hinz auf die Frage, ob es nicht ein Problem sei, das Rauchen zu unterstützen. Zudem seien die Gizeh-Erzeugnisse eine preiswerte Alternative zu Fertigprodukten. Und so wird Gizeh auch mit Blick auf die 90 Jahre Vergangenheit weiter innovativ bleiben. (kho)