Gourmet-Lokal Bizim schließt
In der Weidengasse hat sich Enis Akisik (50) in die Herzen der Feinschmecker gekocht. In 23 Jahren entwickelte sich in der Multikulti-Meile das Bizim, übersetzt Unser, vom Stehimbiss zum mit drei Gault-Millau-Kochmützen ausgezeichneten Restaurant. Aber nach 23 Jahren ist nun Zeit für etwas Neues, finden Enis Akisik und seine Frau Barbara Klöpfel: Am 21. Januar schließen sie ihr Gourmet-Lokal und beenden mit ihren vier Mitarbeitern dort ganz bewusst eine Ära.
Das war schon länger geplant. Schon vor fünf Jahren gab es Überlegungen, den Standort zu wechseln; auf die Dauer ist die Küche zu klein geworden, es gibt keinen Lieferanteneingang, keine Außengastronomie, zählt der Kochkünstler einige Nachteile auf. Jetzt werden wir erst einmal eine Pause einlegen, ich möchte mich mehr um meine Rezepte kümmern und sie aufschreiben. Ich möchte kochen, wie ich will, und Neues entwickeln. Das Paar wird wieder ein Restaurant eröffnen, so viel ist sicher - aber nicht mehr in der Weidengasse und vielleicht mit anderem Namen.
Schon seit 1972 gibt es die Metzgerei Bizim in der Weidengasse, die sein Vater dort aufmachte. Akisik ging nach seiner Lehre als Kfz-Mechaniker dort in die Lehre und erhielt 1982 seinen Meisterbrief. Als gegenüber das Ladenlokal frei wurde, eröffnete er einen Stehimbiss - ohne Döner, dafür mit klassischen türkischen Vorspeisen. Das gab es damals in Köln noch nicht. Der Autodidakt baute seine Kochkenntnisse aus, kreierte euro-orientalische Genüsse, kombinierte türkische Spezialitäten mit hiesigen Kräutern, Lammzunge mit Garnelen und Lammnüsschen mit Kümmelsauce, erfand Nachtische wie die Chicorée-Kakaocreme und überzeugte Feinschmecker, die Bizim seit Jahren zu den besten orientalischen Restaurants zählen. Als ich anfing, da wusste ich noch nicht, dass man fürs Kochen ausgezeichnet werden kann. Aber es kam an. Die Kölner sind offen, testen gerne. Und sie sind treu: 70 Prozent der Stammgäste kennen das Bizim noch aus Imbiss-Zeiten. Jetzt werden sie wohl mit dem Meisterkoch und seiner Frau mitziehen und sich gastronomisch überraschen lassen. Akisik verspricht: Wir bleiben in Köln. Aber es muss nicht mehr die Weidengasse sein.