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Heike LippertzFußballerin des Jahres in Schweden

Lesezeit 4 Minuten

Nordschwedens Fußballer des Jahres 2010: Den Titel bei den Damen holte Heike Lippertz aus Schmidtheim, hier mit Christoffer Fryklund vom „Östersunds FK“. (Foto: Johansson/Radio Jämtland)

SCHMIDTHEIM / ÖSTERSUND – Eine Eifelerin räumt den Titel der „Fußballerin des Jahres 2010 Nordschwedens“ ab: Heike Lippertz aus Schmidtheim, die seit eineinhalb Jahren Profifußballerin in Schweden ist, erhielt die begehrte Auszeichnung feierlich im Rahmen einer Fußball-Galaveranstaltung im Alten Theater von Östersund.

Mit ihr freuten sich ihre Teamkolleginnen des Östersunds Damfotballförening (ÖDFF). Nicht nur die Hörer von „Radio Jämtland“, sondern auch die Leser der beiden größten nordschwedischen Zeitungen kürten die junge Frau aus der Eifel zur „Distriktets bästa damsenior 2010“. Wie Sportredakteur Martin Nilsson von der „Länstidningen“ - der „Landeszeitung“ - schreibt, waren es vor allem ihre „Stabilität“ und ihre „Rettungsaktionen“ für das Team, die ihr die meisten Stimmen einbrachten. Aber auch die Tatsache, dass sie trotz einer bösen Ellbogenverletzung im Frühjahr nicht ausfiel, brachte ihr großen Respekt bei den schwedischen Fußballfans ein. Für die Torhüterin war das kein zu unterschätzendes Zähne-Zusammenbeißen!

Wie nach der Veranstaltung außerdem in den schwedischen Medien berichtet wurde, hatte die Preisübergabe an Heike Lippertz auch echten Unterhaltungswert: Denn vom Moderator ließ sie sich dazu überreden, auf der Bühne das in Schweden bei Groß und Klein bekannte Lied „Sommaren är kort“ („Der Sommer ist kurz“) zu singen. Vorsichtshalber hatte er sich mit ihren Teamkolleginnen abgesprochen. Diese hatten ihm versichert, dass sie für jeden Spaß zu haben sei.

Für Heike Lippertz kam die Auszeichnung so überraschend, dass sie erst gar nicht reagierte, als ihr Name aufgerufen wurde. „Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet“, freut sie sich. Eigentlich habe sie vorgehabt, gleich nach Saisonende in die Heimat zu fahren, hatte sich dann aber überreden lassen, mit der Mannschaft die Gala zu besuchen.

Übrigens nicht zum ersten Mal: Bereits im vergangenen Jahr stand sie dort auf der Bühne, als die Fußballerinnen des ÖDFF zur „Mannschaft des Jahres 2009“ gewählt worden waren. Da war dem Team - nicht zuletzt dank Heike Lippertz' Einsatz zwischen den Pfosten - der Aufstieg von der zweiten in die erste Liga gelungen. Leider und trotz ihrer hoch gelobten „Rettungsaktionen“ gelang es dem Team nicht, sich dort zu etablieren: Die Saison 2010 endete wieder mit dem Abstieg in die zweite Liga. Ob sie mit den Östersund-Mädels ein zweites Mal um den Aufstieg kämpfen wird, ist noch nicht ganz sicher: Drei andere schwedische Vereine konkurrieren darum, die Keeperin abzuwerben.

Die Tatsache, dass sie Nordschwedens „Fußballerin des Jahres“ wurde, wurde allseits positiv aufgenommen, Animositäten gab es weder bei den Sportlerinnen noch bei den Fans. Im Gegenteil. „Alle haben sich mit mir gefreut“, so Heike Lippertz, die die Schweden als „sehr entspannt“ kennen gelernt hat.

„Ein Super-Volk“, bestätigt Mutter Gaby. Sie hat die Tochter bereits in Östersund besucht und schwärmt nicht nur von der herrlichen Landschaft, sondern verfolgt im Radio auch die Live-Berichte, wenn die ÖDFF-Damen in Aktion sind. Dass sie des Schwedischen nicht mächtig ist, tut der Spannung keinen Abbruch: „Das ist immer sehr aufregend. Und wenn der Kommentator ,Bravo, Heike! ruft, bekomme ich das schon mit.“

Großen Anteil an Heikes Wohlergehen in der Ferne nimmt auch Mutter Gabys bayrische Verwandtschaft. Die „ganze Sippe“ fiebere Neuigkeiten entgegen. Nun ist die Wahl-Schwedin - nach einer 29-stündigen Autofahrt mit Motor-Problemen, 2000 Kilometern und zwei Fährfahrten in Helsingborg und Puttgarden - zuhause und wird die Feiertage in der verschneiten Eifel verbringen. „Mehr Schnee liegt in Östersund auch nicht. Dafür ist es aber viel kälter“, sagt sie.

Bei Temperaturen von minus 18 bis minus 26 Grad ist an ein Training im Freien kaum zu denken, daher dauert die schwedische Fußballsaison von März bis Oktober. Doch wenn sie vergleicht, ist ihr das schwedische Winterwetter lieber: „Die feuchte Kälte hier bei leichten Minustemperaturen ist viel unangenehmer. Außerdem scheint in Schweden häufiger die Sonne.“ Nur einer von vielen Gründen, schon am Neujahrstag die Rückfahrt mit dem - natürlich reparierten - Auto in ihr Lieblingsland anzutreten.