Heizen mit altem Fett aus Frittenbuden

Heizen ohne schlechtes Gewissen - mit Fritierfett!
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Hürth - Faszinierend wird es bei Andreas Myschi, wenn es in den Keller geht. Sofort fällt der Blick auf ein handliches, etwa fünf Kilo schweres Brennaggregat, das an seiner Ölheizung montiert ist. Das Interessante daran ist, dass dieser Heizungsbrenner, Marke Eigenbau, mit gebrauchtem Pflanzenöl funktioniert und sich durch ein CO-neutrales Verbrennen auszeichnet.
Über ein Jahrzehnt hat der 39-Jährige zusammen mit seinem Kollegen Wolfgang Zwick in seiner Freizeit daran getüftelt und ein Verfahren mitentwickelt, bei dem Pflanzenöl in einer normalen Ölheizung verbrannt werden kann. Jetzt steht das Gerät - der Blaubrenner GPO 3000 für natürliches Rapsöl - vor der Serienherstellung.
Mit Fantasie und Ehrgeiz zum Erfolg
Angefangen hat alles bei dem Elektrotechniker zu Beginn der neunziger Jahre. Als der Hürther sich in Gleuel ein 50er-Jahre-Haus kaufte, ersetzte er die Elektrospeicherheizung durch eine Ölheizung. Doch die steigenden Preise ärgerten ihn, und auch der Gedanke an die Begrenztheit des Rohstoffes ließ die Idee reifen, nach Alternativen zu suchen.
Fantasie und Ehrgeiz waren geweckt. Zusammen mit Zwick erinnerte er sich an die Bundeswehr, wo Panzer und Lastwagen notfalls auch mit Salatöl noch fuhren. „Das System müsste sich auch auf eine Ölheizung übertragen lassen“, überlegten Myschi und Zwick. „Denn Heizöl ist nichts anderes als Diesel und Pflanzenöl hat fast den gleichen Energiewert wie Diesel.“
Also ab in den Keller, um zu basteln. Zwar musste die Elektrospritzpistole seines Vaters für die ersten Brennversuche daran glauben, aber es flammte. „Nur“, erklärte der Entwickler, „die Krux an der Sache war der Flammpunkt, denn Heizöl ist ab 55 Grad, aber Pflanzenöl erst ab 220 Grad zündfähig.“ Mit Lötkolben und Schweißgerät baute er aus einer Elektroheizpatrone einen Ölvorwärmer. Das Öl wurde zwar warm, trotzdem zündete der Brenner nicht zuverlässig und die Düsen verklebten.
Kurzerhand nahm er seine bildschirmgroße Erfindung einfach Huckepack und besuchte seinen inzwischen nach Ostfriesland umgezogenen Kollegen. Mit ihm und nach einem Kontakt sowie vertiefender Zusammenarbeit mit dem Brennerhersteller Giersch aus Hemer wurde so lange umgebaut, bis 2004 die Heizung mit gebrauchtem Pflanzenöl störungsfrei im Keller funktionierte. Vorbei die Nächte, in denen Myschi aus dem Bett sprang, um den Brenner immer wieder zu starten.
2000 Liter verheizt er im Jahr. Dafür hat er drei 1000-Liter-Tanks zur Verfügung. Seine Ölmengen kauft er aber nicht einfach im Supermarkt, sondern bekommt sie von einem Altfettentsorger aus der Region, der es aus Frittenbuden und anderen gastronomischen Betrieben bezieht. Im Gegensatz zum Heizölpreis, der bei rund 55 Cent liegt, zahlt er derzeit cirka 25 Cent. Selbst wenn der Heizwert des Pflanzenöls geringer ist, spare er. Dennoch sieht er seine Erfindung als Nischenprodukt. „Denn der Literpreis für frisches Rapsöl liegt bei etwa 70 Cent. Die Differenz zum Heizöl ist dann noch relativ hoch.“ Aber wenn der Ölpreis weiter so steige, werde es wieder spannend. Trotzdem sieht Myschi vor, dieses Jahr 1000 Liter neues Rapsöl zu ordern. Am meisten zählt für ihn der Umweltaspekt, und der zieht sich vom Keller bis zum Dach - auf ihm sind inzwischen Fotovoltaikmodule montiert, die Sonnenenergie in elektrischen Strom umwandeln.