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HEW-KabelUnsichtbare Helfer made in Wipperfürth

Lesezeit 3 Minuten

WIPPERFÜRTH – Seit gut zwei Jahren ist HEW-Kabel in neuen Händen. Dr. Rainer Flohr hatte den Wipperfürther Kabelhersteller 2009 von der Belden Inc. im Rahmen eines „Managemet Buy Outs“ übernommen. Nach einer schwierigen Anfangszeit, die Wirtschaftskrise schlug auch auf HEW-Kabel durch, vermeldete die Firma schon bald Besserung. Im März 2010 war Kurzarbeit kein Thema mehr.

Vertrauen der Kunden zurückgewonnen

Positiv fällt die Bilanz des zweiten Geschäftsjahres in der neuen Zeitrechnung aus. HEW habe das Vertrauen auf dem Markt und Kunden wiedergewonnen, so Dr. Flohr, der auf eine gute Auftragslage verweisen kann. „Wir sind wieder da“, sagt der Geschäftsführer, der die Entscheidung zur Übernahme des Unternehmens nicht bereut hat.

Die Firma wächst. Dazu trägt auch die Rückverlagerung der so genannten Pastenextrusion, der Herstellung von Kabeln mit Teflon-Isolation nach Wipperfürth bei. Bis Anfang des Jahres erfolgte diese Herstellung in Ungarn. Preiswerter sei das nicht gewesen, so die Überzeugung des 50-Jährigen. Es habe sich wieder gezeigt, dass auch in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Preisen bei hohem Qualitätsniveau produziert werden könne. Modernste Umwelttechnologie sei dabei ebenfalls selbstverständlich.

Auch die 15 Arbeitsplätze wurden zurück nach Wipperfürth geholt. Jetzt beschäftigt das Unternehmen 310 Mitarbeiter, das sind 20 mehr als zur gleichen Zeit 2010. 15 junge Menschen werden aktuell im kaufmännischen und technischen Bereich oder im dualen Studium ausgebildet und zum 1. August werden sechs Azubis bei dem Kabelhersteller mit ihrer Ausbildung beginnen. Um flexibler auf mögliche Krisen reagieren zu können, hat die Firma mit dem Betriebsrat ein neues Modell eingeführt: Alle Mitarbeiter werden am Erfolg des Unternehmens beteiligt, dafür wurde auf Sonderzahlungen weitgehend verzichtet. „Geht es der Firma gut, profitieren auch die Mitarbeiter“, sagt Flohr. Das trage mit zur großen Motivation der Belegschaft bei. Im Krisenfall müssten die Mitarbeiter dann allerdings auch Einschränkungen in Kauf nehmen. Im Vergleich zum Vorjahr konnte eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent erzielt werden, ein Wachstum in vergleichbare Höhe sei auch für das laufende Geschäftsjahr anvisiert.

Die Produktpalette des mittelständischen Unternehmens ist vielseitig. Kommunikationstechnik, Kabel für die Verkehrstechnik. Medizintechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Haushaltsgeräte oder Spezialanfertigungen werden hergestellt. Ob Technik in UMTS-Antennen, Hybridkabel für die Hybridfahrzeuge, Sensoren in Fahrzeugen, der Technik made in Wippefürth begegnet man häufig im Alltag, ohne dass man sie direkt sieht. Auch in Haushaltgeräten kommen HEW-Kabel zum Einsatz.

Viel Know-how steckt beispielsweise in Kabeln aus Wipperfürth, die in Gasleitungen verbaut werden, um Leckagen sehr genau orten zu können. „Das ist ein ganz besonderes Herstellungsverfahren, das sonst niemand beherrscht“, betont der Geschäftsführer, der großen Wert auf Forschung und Entwicklung legt.

Ein Problem sieht Dr. Flohr derzeit in den steigenden Rohstoffpreisen, sowohl bei Metall als auch bei Kunststoff. Es gebe große Nachfrage und begrenzte Produktionskapazitäten, die zu Lieferungsengpässen und damit zu Verteuerung führten. Die Preissteigerung müsse auch an die Kunden weitergegeben werden.

Positive Entwicklungen und steigenden Bedarf an Spezialkabeln von HEW sieht das Unternehmen im Kfz-Bereich, wo immer mehr Sensoren eingesetzt würden, den Elektrofahrzeugen und der Medizin, die immer dünnere Kabel fordere.