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Hitze in der SchuleKurzstunden und kreatives Lernen

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Schulfrei und ab ans Wasser? Diese Zeiten sind vorbei. (Bild: dpa)

Rhein-Berg – „Wir halten es ganz locker“, sagt Maria Kaiser, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Gronau. „Wir halten den Stundenplan im Prinzip ein, gehen aber öfter mal raus mit den Kindern oder bauen zusätzliche Ruhepausen ein.“ Gronau ist, wie die meisten, eine Ganztagsschule: „Wir können die Kinder nicht einfach früher nach Hause schicken“, erläutert Maria Kaiser. „Deshalb praktizieren wir hier alle zusammen das entspannte Schwitzen.“

Ein besonderes System hat sich Dieter Wagner ausgedacht. In der Hauptschule Im Kleefeld gibt es Seitenwechsel - und das hat nichts mit der Fußball-WM zu tun. „Bei uns herrschen extreme Temperaturschwankungen zwischen Sonnen- und Schattenseite“, berichtet der Direktor. „Deshalb kriegt die Sonnenseite nach der vierten Stunde frei und wechselt am nächste Tag auf die Schattenseite. Dann geht die Schattenseite auf die Sonnenseite.“ Vier Tage geht das jetzt schon so, jede Klasse hat also zweimal früher frei, das findet Wagner gerecht. Und überhaupt sieht er die Sache eher unverkrampft. „Die Zensuren sind sowieso praktisch gelaufen.“ In einer Woche sind Ferien.

Auch am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium sind am Montag Zeugniskonferenzen, und seit letzten Dienstag klingt das Schuljahr mit Kurzstunden aus, die jeweils 30 statt 45 Minuten dauern. „Das ist eine ideale Regelung“, findet Schuldirektor Gerd Josmann. „So ist die sechste Stunde schon um 11.45 Uhr zu Ende.“ Um 12.20 Uhr geht s weiter, bis spätestens 15 Uhr, meist mit Sport, „und dabei muss sich im Moment auch keiner verausgaben“.

Glücklich dürfen sich hingegen die Gesamtschüler aus Kürten schätzen. Hier hat „Boss“ Klaus Schröder gestern um 12.50 Uhr das Kommando für den Heimweg gegeben - nach der sechsten Stunde. Die siebte, achte und neunte Stunde wurden der Hitze geopfert. Heute der gleiche Fall - allerdings ist freitags in Kürten Kurztag und sowieso um zehn vor eins Schluss.

Angelika Schmoll-Engels, Schulleiterin des Odenthaler Gymnasiums, setzt auf Kurzstunden. Auch in Odenthal gilt wegen der Hitze: verkürztes Lernen, 30 statt 45 Minuten. Mit dieser Verkürzung falle kein Fach aus. Unter- und Mittelstufen-Schüler hätten damit schon um 11.40 Uhr, anderthalb Stunden früher als sonst, unterrichtsfrei. Im Nachmittagsunterricht der Oberstufe bleibe allerdings alles beim Alten: mit 45-minütigen Langstunden. Einziger Vorteil: Statt um 17.30 haben die Oberstufenschüler um 16 Uhr schulfrei.

„Kreatives Lernen mit mehr Pausen“ empfiehlt Ulrich Porschen vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Rösrath. Hitzefrei könne er nicht erteilen, weil sonst die Schüler womöglich daheim vor verschlossener Haustüre stünden. Nur in Klassenräumen mit extremem Temperaturen jenseits von 30 Grad sei es im Einzelfall möglich, die Schüler nach Hause zu schicken.

Kein hitzefrei auch am Schulzentrum in Overath-Cyriax, dafür aber seit Mittwoch Kurzstunden (30 statt 45 Minuten). Gymnasium, Realschule und Hauptschüler müssten wegen der Schulbusse koordiniert schulfrei haben, erklärt der stellvertretende Schulleiter des Paul-Klee-Gymnasiums, Bernd Schwartz. Alle Schulfächer kämen damit zum Zuge. Unterrichtsausfall sei gerade jetzt für seine Schüler problematisch: In zwei Tagen würden die Schulnoten in die Zeugnisse eingetragen. „Das ist für die Schüler die letzte Chance, sich noch zu verbessern.“