„Hochfrequenz-Ablation“.Strom-Attacken für die Speiseröhre

Privatdozent Dr. Dormann, Chefarzt der Medizinischen Klinik in Holweide, führt die neue Behandlung durch. (Bild: Kliniken der Stadt Köln)
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Köln – „Sodbrennen, das man am häufigsten mit der Refluxkrankheit verbindet, ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Privatdozent Dr. Arno Dormann. Wenn zum Beispiel nachts im Liegen die Magensäure hoch in die Speiseröhre steigt, kann die Refluxkrankheit sogar Kehlkopf- und Nasennebenhöhlenentzündungen zur Folge haben oder auch chronisches Asthma.
Und nicht nur das: Im Laufe der Jahre, so der Chefarzt der Medizinischen Klinik in Holweide, führen die in 80 Prozent aller Fälle wiederkehrenden Entzündungen der Speiseröhre (Refluxkrankheit) unter Umständen zu schwerwiegenden Veränderungen an der Schleimhaut - bis hin zu Speiseröhrenkrebs.
Die bösartige Erkrankung tritt freilich nicht von einem Tag auf den anderen auf, sondern kündigt sich durch Krebsvorstufen (Neoplasie) an, die bei Risikogruppen durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen auch früh genug erkannt werden, wie der Magen-Darm-Spezialist betont. Bei etwa fünf Prozent aller Refluxpatienten werden Veränderungen der Schleimhaut festgestellt, wenn auch nicht unbedingt in Richtung Krebs.
Eingriff von etwa einer halben Stunde
Neben dem herkömmlichen Verfahren zur Entfernung der risikobehafteten Schleimhaut in der Speiseröhre, die der Polypen-Abtragung im Darm ähnlich ist, setzt das städtische Krankenhaus Holweide als erste Klinik in Köln auf eine neue Methode,mit der sich laut Dormann „gut auch größere Schleimhautflächen mit weniger Risiken“ entfernen lassen, weil nur die Oberfläche der Schleimhaut abgetragen werden müsse. Die so genannte „Hochfrequenz-Ablation“ ist seit wenigen Wochen im Einsatz und aus Sicht des Mediziners das Verfahren der Zukunft.
Während der Patient nach Gabe einer leichten Beruhigungsspritze seitlich auf dem Behandlungstisch liegt, schiebt der Arzt unter Bildschirmkontrolle einen Ballonkatheter bis an die erkrankten Stellen in der Speiseröhre vor. Computerberechnete, kontrollierte Dosen mit Hochfrequenzstrom verbrennen anschließend die krebsverdächtigen Areale auf einer Länge zwischen 0,5 und drei Zentimetern. Danach wird das tote Gewebe vorsichtig abgetragen - ein stationärer Eingriff von gut einer halben Stunde. Dormann erläutert: „An den verbrannten Stellen bildet sich neue, gesunde Schleimhaut zurück.“
Die Patienten könnten schon nachmittags wieder trinken und am nächsten Tag essen. Gegen das vorübergehende Brennen in der Speiseröhre nach der Behandlung werde ihnen ein Schmerzmittel verabreicht. Die Hochfrequenz-Ablation wird im Rahmen der Fallpauschalen abgerechnet, ist für die Patienten also nicht mit Kosten verbunden.
Nach Worten des Chefarztes leiden rund 15 Prozent der Erwachsenen an der Refluxkrankheit. Ursachen des Volksleidens, das in einem Drittel der Fälle mit unangenehmem Sodbrennen einhergeht, sind zum Beispiel ein Zwerchfellbruch, wie er bei älteren Menschen häufig auftritt, Entleerungsstörungen des Magens oder Funktionsstörungen im Bereich der Speiseröhre.