HufschmiedKnochenjob als erfüllter Kindheitstraum

Schwer unter Beschlag: Hufschmied Hans Schnitzler beschlägt die Pferde in Eicks auf dem Gestüt Rosenhof.(Fotos: Kurth)
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EICKS – „Mit und am Pferd zu arbeiten, ist ein echter Knochenjob, aber ein Tier ist oftmals sehr viel ehrlicher als ein Mensch. Wenn ein Pferd mich nicht mag, dann zeigt es das auch und heuchelt nicht“, erklärtHans Schnitzler, Hufbeschlagschmied aus Holzmülheim. Der 44-Jährige hat sich mit seiner Berufswahl einen Kindheitstraum erfüllt: „Wir hatten schon immer Pferde zu Hause. Nach der Schule stand für mich fest, dass ich Hufbeschlagschmied werde, doch als der Schmied, den wir zu Hause hatten, mir sagte, dass ich eine Metalllehre machen muss, brach für mich eine Welt zusammen.“
Früher sei eine abgeschlossene Berufsausbildung im Handwerksberuf Metallbauer die Voraussetzung für die Fortbildung zum Hufschmied gewesen, und so machte Hans Schnitzler nach der Schule eine Ausbildung zum Dreher und arbeitete anschließend bei Auto Heinen. „Von 1996 bis 1998 absolvierte ich ein Praktikum in Marmagen bei Dieter Knoll, dem jetzigen Schmied im Freilichtmuseum in Kommern. Zwei Jahre machte ich nur noch Spätschicht von 14 bis 22 Uhr, um von morgens 8 Uhr bis 12.30 Uhr mein Praktikum zu machen“, so Schnitzler.
Dieses Praktikum sei Voraussetzung gewesen, damit er den Lehrgang und die Prüfung am 28. August 1998 zum staatlich geprüften Hufbeschlaglehrschmied absolvieren konnte. „Zu der Zeit, als ich die Prüfung absolviert habe, gab es einen unheimlichen Bedarf an Schmieden.Teilweise habe ich Kunden von meinem Lehrmeister übernommen“, erklärt Schnitzler. Dennoch arbeitete er bis 2005, neben seiner Selbstständigkeit als Hufbeschlagschmied, noch in Teilzeit bei Auto Heinen.
„Hauptsaison“ vonMärz bis Oktober
Rund 200 Pferde hat Hans Schnitzler bis heute in Beschlag. Er fährt nicht nur die Umgebung Bad Münstereifel, das Höhengebiet, Mechernich und Kommern ab, sondern auch zu Kunden nach Erftstadt-Blessem und Dahlem-Baasem. Zwei grundsätzliche Hintergründe habe ein Beschlag laut Schnitzler: Zum einen, den Huf vor übermäßiger Abnutzung zu schützen, beispielsweise ein Ausbrechen auf steinigen Böden zu verhindern, zum anderen, die orthopädische Maßnahme, also die Korrektur und die Verbesserung des Hufs und somit auch vom Gang des Pferdes.
Der Ofen, in dem die Eisen richtig geformt und so auf das jeweilige Pferd angepasst werden, lässt sich auf bis zu 900 Grad erhitzen. Doch es gibt auch die Möglichkeit eines Kaltbeschlags, ohne die Eisen zu erhitzen. Hans Schnitzler hat aber ein kleines Sprichwort parat: „Kaltschmieden und trockenes Brot, sind dem Schmied sein Tod.“ Das Kaltschmieden sei sehr aufwendig, da man die Eisen nicht so schnell und nur mit viel Kraft verformen könne.
Die Zeit von März bis Oktober sei die Hauptsaison, die Zeit von November bis Februar die Nebensaison. „Im Winter kann man die Eisen komplett abmachen, so dass das Pferd barfuß läuft, oder aber Grip und Stollen unter und in die Eisen machen, um das Pferd vor dem Rutschen vor Eis und Schnee zu schützen.“ Das sogenannte Schneegrip besteht aus Gummi und wird zwischen Hufeisen und Huf eingenagelt. Ein Ring verhindert, dass sich der Schnee unter den Hufen zu Klumpen bildet. Eine Regel, wie lange ein Pferd mit einem Beschlag auskommt, gebe es nicht.
„Im Lehrbuch steht zwar, das ein Pferd alle sechs bis acht Wochen zum Hufschmied soll, aber nach sechs Wochen wüsste ich nicht, was ich am Huf weg schneiden soll. Natürlich ist das Hufwachstum auch bei jedem Pferd unterschiedlich.“ Eine Beschlagsperiode halte im Schnitt neun Wochen. Im Sommer könne es auch mal kürzer sein, mit nur acht Wochen, im Winter halten die Eisen auch mal zwölf Wochen.
Hin und wieder denkt Hans Schnitzler an seinen alten Berufzurück, gerade im Sommer bei hohen Temperaturen: „Der Beruf ist körperlich sehr fordernd, und im Sommer bei 38 Grad frage ich mich manchmal, ob es wirklich das Wahre ist, was ich hier mache. Aber dann bin ich einmal durch meine alte Firma gelaufen und habe keinen Arbeitsplatz gesehen, der so schön ist wie dieser hier. Und am nächsten Tag war es direkt zehn Grad kühler.“
Das optimale Pferd habe natürlich gute Füße und stehe ruhig. Wenn die Hufe sehr kaputt seien und das Pferd sehr widersetzlich, bedeute das natürlich Mehrarbeit. Rippenbrüche, Fingerbrüche, Trittverletzungen oder Quetschungen stehen auf der Unfallliste von Hans Schnitzler. Doch der wohl schlimmsten Unfall passierte im letzten Jahr: „Beim Messerschleifen ist ein Stück vom Messer, vorne der Ring, abgebrochen, und hat sich durch die Beschlagsschürze in den Oberschenkel gebohrt, es war eigene Doofheit“, so Schnitzler. Zehn Wochen Ausfall waren die Folge.
Doch auch dieser und die anderen Unfälle halten ihn nicht davon ab, seinen Beruf weiter auszuüben.