Im Blauen GarnLuxus-Residenz statt Brennpunkt
WESSELING – Er war ein Schandfleck, der Hochhauskomplex Im Blauen Garn 37-43. Heruntergekommene Wohnungen, ungepflegte Anlagen und soziale Probleme prägten dort jahrelang die Situation. Doch jetzt soll aus dem verrufenen Sozialbrennpunkt eine der feinsten Adressen der Stadt werden - zumindest wenn es nach dem Willen des Eigentümers, der Monarchis Grundbesitzgesellschaft mbH mit Sitz in Neu-Ulm, geht.
Die „Seniorenresidenz Im Blauen Garn“ soll künftig gut betuchte Ruheständler nach Wesseling locken. „Eine Altersbeschränkung gibt es aber nicht“, erklärte Monarchis-Geschäftsführerin Sonja Schneider den Mitgliedern des Ausschusses für Familie, Soziales, Gesundheit und Senioren. Ziel sei es, eine gehobene Klientel nach Wesseling zu holen.
Menschen von außerhalb würden Wesseling ohne Vorbehalte betrachten. Die Stadt habe zweifelsfrei auch ihre Vorteile. „Wesseling ist so gemütlich“ machte Schneider der Chemiestadt ein deutliches Kompliment. Dass es mit dem Zuzug der wohlhabenden Kundschaft klappt, daran hat die vor Optimismus sprühende Geschäftsführerin keinen Zweifel. Immerhin entstehen in dem Komplex 126 Wohnungen für gehobene Ansprüche. Und bereits jetzt lägen mindestens 25 Anfragen von Interessenten vor.
Wieviel Geld das Unternehmen investiert, darüber machte Schneider keine Angaben, aber es dürfte nicht gerade wenig sein, denn in den Gebäuden werden zurzeit individuelle barrierefreie Wohneinheiten mit einer Größe von 45 bis 83 Quadratmetern gebaut. Die Badezimmer können nach den Wünschen der Kundschaft gestaltet werden - zum Beispiel im afrikanischen Stil oder mit einem Dekor aus funkelnden Swarowski-Steinen. Die alten Fenster seien durch neue mit Dreifachverglasung ausgetauscht worden, und im Außenbereich werde es einen parkähnlichen Garten mit Ruhebänken, Hochbeeten und einem Amphitheater geben, so die Geschäftsführerin.
Solch ein Komfort ist natürlich nicht zum Schnäppchenpreis zu haben. Mehr als zehn Euro Monatsmiete pro Quadratmeter müssen die künftigen Bewohner auf den Tisch des Hauses legen. Dafür sollen sie aber auch einiges geboten bekommen. „Wir wollen, dass die Gebäude einen Hotelcharakter mit 24-Stunden-Service bekommen“, betonte Schneider. „Wer zum Beispiel beim Einkaufen etwas vergessen hat, kann sich das Gewünschte vom Personal bringen lassen.“
Doch damit nicht genug. Im Erdgeschoss will Monarchis exquisite Geschäfte und Dienstleister ansiedeln, wie zum Beispiel Edel-Boutiquen sowie exklusive Friseur- und Kosmetikgeschäfte, die die Bedürfnisse der zahlungskräftigen Kundschaft befriedigen können. Für die Fahrzeuge der Hausbewohner wird es 80 Tiefgaragenplätze und 50 Stellplätze im Freien geben.
Bisherige Bewohner
wurden umgesiedelt
Im Oktober 2009 hatte Monarchis bei der Zwangsversteigerung des Komplexes am Brühler für 1,4 Millionen Euro den Zuschlag bekommen, obwohl der Wert der Immobilie laut Sachverständigem bei 3,8 Millionen lag. Danach suchte das Unternehmen nach einem Nutzungskonzept. Bevor die Arbeiten zur Umgestaltung in eine Seniorenresidenz beginnen konnten, mussten die bisherigen Bewohner in anderen Wohnungen in Wesseling und außerhalb untergebracht werden.