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In 28 Jahren eine Burg rekonstruiert

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LINZ / NOTSCHEID. Man stelle sich vor: Über 26 000 Stunden haben Frauen und Männer damit verbracht, in mühseliger, intensiver Knochenarbeit nicht nur den Turm, sondern weite Teile der Anlage von Burg Rennenberg freizulegen. Sie haben in dieser Zeit über 100 Kubikmeter Mörtel verarbeitet, was etwa der verwendeten Menge für zwölf Einfamilienhäuser entspricht, und das wiederum heißt, dass etwa 13 000 Eimer mit Mörtel in weit über 2000 Fahrten mit dem selbst installierten Schrägaufzug zur Kernburg transportiert worden sind.

Und jetzt, da die Mitglieder des „Vereins Burg Rennenberg“ mit ihrem Vorsitzenden Gerd Ottenburger, dem 2. Vorsitzenden Freiherr Elmar von Geyr und Schatzmeister Hartmut Grühn anlässlich eines Pressetermins die prächtige, zum Teil rekonstruierte Burgruine voller Stolz präsentieren können, droht dem gesamten Unternehmen das „Aus“?

Am 7. Dezember 2007 läuft nämlich der bestehende Pachtvertrag nach Kündigung durch den Eigentümer des gesamten Geländes, Stefan Wirtgen, aus. Der Vorstand und alle, die über fast drei Jahrzehnte mit Elan und Begeisterung alle Erschwernisse auf sich genommen haben, befürchten, dass für den Fall, dass die Arbeiten eingestellt werden, in Windeseile „Mutter Natur“ dafür sorgt, dass die Burgruine wieder im Nichts verschwindet.

Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hans-Günter Fischer sieht in dem Engagement des Vereins, dass „für die Gegenwart und Zukunft kulturhistorisch Wertvolles geschaffen worden und dieses erhaltenswert ist". Er kündigte gegenüber den Vereinsvertretern an, Kontakt zum Eigentümer aufzunehmen um zu klären, was er vor hat. „Ich hoffe, dass die Substanz, die hier geschaffen wurde und erhalten werden muss, auch erhalten bleibt und dass Stefan Wirtgen erkennt, dass die gesamte Anlage auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss". Nicht unweit des betreffenden Bereichs verläuft der Wanderweg Rheinsteig.

Ganz so schlimm, wie der Verein fürchtet, wird es aber wohl nicht kommen. Auf Anfrage der Rundschau ließ der jetzige Eigentümer des Burggeländes mitteilen, dass der Pachtvertrag mit dem Verein Burg Rennenberg zwar im Dezember 2007 ausläuft, er aber aufgrund des guten Verhältnisses mit den engagierten Vereinsmitgliedern einem künftigen Miteinander in irgend einer Form positiv gegenüber stehe.

„Lässt man eine Burgruine ruhen, bedeutet das Verfall", betont indes Freiherr von Geyr. Und um eben den weiteren Verfall abzuwenden, hatte sich der Verein, der aus einem Freundeskreis ehemaliger Berufssoldaten der Bundeswehr entstanden ist, zur Aufgabe gemacht. In den Satzungen ist dies festgelegt und gesagt, dass Rekonstruktionen auf dem Burggelände durchgeführt werden sollen. Ferner wollte man Erkenntnisse über die Geschichte und die bauliche Struktur der Burg Rennenberg gewinnen, die nach Angaben der Vereinsmitglieder größere Ausmaße hat die Ruine der Löwenburg oberhalb von Bad Honnef.

Am 7. Dezember 1980 schloss der Verein mit Baron von Rennenberg einen auf 25 Jahre datierten Pachtvertrag ab, der anschließend um drei Jahre mit dem neuen Eigentümer Wilhelm Groppel verlängert worden ist. 2005 erwarb Stefan Wirtgen das Gelände und sprach die Kündigung des Pachtvertrages aus.

Der Verein hatte eine wechselnde Mitgliederzahl. Maximal waren es 31, davon 19 Aktive. Derzeit sind es 20 Mitglieder, davon zehn Frauen. Und diese legen wie die Männer stets Hand an wie beim Freilegen des Bergkegels, des Palas und anderem mehr.

„Wochenende für Wochenende, Feiertag für Feiertag und so mancher Urlaubstag haben wir in den 28 Jahren hier verbracht und gearbeitet", betont der Vorsitzende, Gerd Ottenburger. Er und seine Helfer haben den am Fuße des Bergkegels entdeckten Burgbrunnen bis zu einer Tiefe von 22 Meter von Schutt befreit und später von hieraus über die installierten Schienen des Schrägaufzuges Wasser und Mörtel zur Burgruine transportiert.

Alles natürlich im Einvernehmen mit der Denkmalpflege in Mainz und Neuwied sowie mit dem Bauamt der Verbandsgemeindeverwaltung und dem Bauauschuss der Stadt Linz. 2006 hat der Verein beschlossen, nur noch Restarbeiten an den begonnenen Werken vorzunehmen, um mit Ablauf der Pacht keine Bauruine zu hinterlassen. Allerdings signalisiert Wirtgen ja Gesprächsbereitschaft.

Durch die Arbeit des Vereins ist ein Bauwerk wieder sichtbar geworden, das vor mehr als 500 Jahren Menschen beherbergt hat und von dem niemand so recht weiß, was genau sich in seinen Mauern geschichtlich zugetragen hat. Denn zur Geschichte der Burg Rennenberg gibt es keinerlei Unterlagen, keine Überlieferungen.