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Indien im Gepäck

Lesezeit 3 Minuten

„Man soll aufhören, wenn es noch Spaß macht. Wir wussten, wir würden hierher zurück kommen“, sagt Jürgen Hein. Seit einem Jahr ist der 43-jährige Journalist mit der Familie wieder daheim. Nach sechs Jahren in Indien wohnt er nun in der zur Wohnung umgebauten Scheune auf dem Knipscherhof seiner Eltern und Großeltern.

Der gebürtige Lohmarer war für die dpa, die Deutsche Presse Agentur, in Südasien unterwegs. Die Neugierde für die Region wurde früh geweckt: Über eine Biografie von Gandhi entdeckte er während der Schulzeit Indien für sich. „Das war wie ein Stein, den man ins Wasser wirft, und der immer weitere Wellen schlägt“, sagt er.

Die Fernsehserie „Länder, Menschen, Abenteuer“ gehörte zum wöchentlichen Ritual. „Ich wollte wissen, wie andere Leute leben, wie sie ticken und woran sie glauben“, so Hein. Aus diesem Grund entschloss er sich, an den Universitäten in Köln und Bonn Völkerkunde, Psychologie und Religionsgeschichte zu studieren. Während des Studiums reiste er das erste Mal nach Indien, wo er von den Menschen mit offenen Armen empfangen wurde und viele Freunde fand. Seitdem ging es einmal jährlich nach Asien.

Nach dem Studium entschied sich Hein für den Beruf des Journalisten. Bei der Deutschen Welle in Köln volontierte Jürgen Hein und erhielt 1994 bei der dpa eine feste Anstellung. Er arbeitete im Landesbüro Stuttgart und in der Auslandsredaktion der Hamburger Zentrale, immer mit dem Wunsch, einmal Südasien-Korrespondent zu werden. „Man versucht 50 Sachen, und aus einer wird dann was“, erzählt Hein. 1998 traf er gemeinsam mit seiner Frau Nicola Reyk, die ebenfalls Journalistin ist und in Südasien für die ARD-Tagesschau gearbeitet hatte, die Entscheidung, Leiter des dpa-Büros in Neu-Delhi zu werden.

Aus seinem neuen Zuhause berichtete er kurze Zeit später in Features, Reportagen und Hintergrundberichten. Dabei kam ihm zugute, dass er schon während des Studiums einige Semester Hindi gelernt hatte. Trotzdem gelang die Kommunikation nicht immer auf Anhieb, denn alleine Indien kann mit fast 20 Amtssprachen aufwarten.

Neben den sprachlichen Barrieren im Land fiel den Korrespondenten vor allem der starke Einfluss des noch vorhandenen Kastensystems auf. Dass untere Kasten als sehr unrein angesehen werden, diese Erfahrung machte Hein in Afghanistan nicht. Denn auch dort verbrachte er einige Zeit, erlebte den Sturz des Taliban-Regimes und die langsame Entwicklung danach, hin zur Normalität.

Während ihrer Jahre in Indien adoptierten Hein und seine Frau die Kinder Leah und Rebecca. Seitdem der Journalist zurück in Deutschland ist, ergreift ihn immer wieder das Fernweh, immer noch hat er Indien im Gepäck. Seine derzeitige Fotoausstellung von Südasien-Bildern in der Volkshochschule Overath / Rösrath gibt Eindrücke von Land und Leuten und ist noch bis zum 15. Dezember zu sehen.