Interview mit Stephan Baeck„Ein Teil meines Lebens fehlt“
Herr Baeck, lange nichts mehr von Ihnen gehört. Wo erreichen wir Sie gerade?
Ich bin hier zu Hause in Köln.
Und vermutlich auf Jobsuche. . .
Ja, aber da gibt es noch nichts Spruchreifes. Ich orientiere mich momentan und stehe in Verhandlungen. Ich muss für mich und meine Familie einfach neue Wege suchen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Aber beim Basketball bleiben Sie schon?
Ich würde gerne im Basketball-Geschäft bleiben. Da kenne ich mich aus, da habe ich meine Stärken. Mein Ziel ist es nach wie vor, dem deutschen Basketball zu helfen und etwas zurückzugeben nach meiner langen Spielerkarriere.
Und das im Großraum Köln?
Meine Frau und meine Familie sind mir während meiner aktiven Zeit 20 Jahre hinterhergereist, jetzt wollen wir sesshaft werden. Ich hatte zuletzt auch Offerten aus dem Ausland, aber das passt derzeit nicht zu meinem Lebensentwurf.
Am Wochenende haben Sie als Experte für das DSF das Champions-Cup-Spiel zwischen Oldenburg und Bonn kommentiert. Wäre das eine Option?
Ja, das hat mir sehr großen Spaß bereitet. Das werde ich immer mal wieder machen.
Sie haben ja auch mal kurzfristig als Trainer der 99ers gearbeitet. Ist das vorstellbar für Sie oder bleiben Sie doch eher im Management-Bereich?
Da habe ich noch keine Entscheidung getroffen. Es gibt ja auch noch mehr Möglichkeiten, als Trainer oder Sportdirektor zu sein. Ich genieße die Zeit im Moment einfach. Und das brauche ich auch, um mich zu sortieren. Um mal zu sehen: Was kann ich, was kann ich nicht? Was will ich, was will ich nicht? Einfach sich selbst betrachten, um zu entscheiden, welche Richtung man einschlägt. Das ist bei mir nicht anders als bei anderen Menschen: Meine Firma ist pleite gegangen und ich versuche nun, dem Leben wieder einen Sinn zu geben. Durch die Insolvenz der 99ers fehlt mir eben auch ein Teil in meinem Leben.
Morgen geht die Liga ohne die 99ers wieder los. Sind Sie schon wehmütig?
Ja, gerade als ich als Kommentator vorige Woche so nah dran war, kam schon Wehmut auf.
Wenn Sie auf die Zeit bei den 99ers mit Meisterschaft und Insolvenz blicken: Sind Sie stolz auf ihr Schaffen dort?
Es ist schwer, da von Stolz zu sprechen, das Ende mit der Insolvenz war ja bitter. Aber ich glaube schon, dass wir etwas auf die Beine gestellt haben.
Wie lange waren Sie in die Insolvenzabwicklung involviert?
Bis zum ersten August habe ich das mit Jens Brämer (Ex-Geschäftsführer der 99ers, Anm. d. Red.) gemacht, dann hat uns Insolvenzverwalter Norbert Heimann aus unseren Plichten entlassen.
Ist Basketball in Köln auf diesem Niveau Ihrer Ansicht nach damit nun endgültig beendet?
Das ist schwierig zu beantworten, gerade bessert sich die Situation in Deutschland ja. . .
. . .Sie meinen den neuen Namenssponsor der Liga und die Live-Übertragungen im DSF.
Genau. Auf den Fernsehvertrag haben wir in Köln ja händeringend gewartet.
Ihre Worte lassen durchblicken, dass sie jetzt bessere Chancen auf eine Rettung der 99ers sähen als im Juli?
Ja, schon. Allerdings ist das hypothetisch. Aber es stimmt: Die Voraussetzungen sind jetzt so, dass in Köln weiter Basketball hätte betrieben werden können. Da fühlt man sich ein bisschen so: Wir haben jahrelang an die Tür geklopft, und als sie sich endlich öffnet, gehen wir nicht durch.