Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kaiserliche Verwandtschaft

Lesezeit 2 Minuten

„Von Schönaich-Carolath.“ Die Konsumenten der Regenbogen-Presse werden diesen Adelsnamen nicht unbedingt kennen. Doch geschichtsbewusste Rundschau-Leser werden ihn schon einmal gehört haben. Denn Prinzessin Hermine Reuß heiratete in zweiter Ehe 1922 den verwitweten Ex-Kaiser Wilhelm II. Ihr erster Ehemann war jedoch Prinz Johann Georg von Schönaich-Carolath, der 1920 starb. Deswegen ist Sebastian Prinz von Schönaich-Carolath, Vorstandsvorsitzender der Kölner Bank, auch „verwandt“ mit dem letzten Kaiser der Deutschen. „Aber nicht im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches“, wehrt der 49-Jährige, in seinem Bürosessel im 9. Stock am Hohenzollernring sitzend, lachend ab. „Der erste Mann von Hermine war ein Vetter meines Großvaters. Im Adel wird Verwandtschaft weiter gefasst.“

Die Familie Carolath lebte seit dem 13. Jahrhundert in Schlesien zwischen Breslau, der Lausitz und Grünau. Schon früh wurden sie protestantisch, von Friedrich dem Großen nach dem Siebenjährigen Krieg deshalb protegiert, so dass sie 1754 Fürsten wurden. Deshalb trägt auch der Banker den Namen „Prinz“. Weil allerdings seine Mutter katholisch war, ist auch Prinz Schönaich - so lässt er sich kurz ansprechen - katholisch. „Der erste Schönaich-Carolath seit der Reformation“, sagt er lachend und fügt ernster hinzu: „ Wenn man um die Vergangenheit weiß, muss man die Grundwerte auch tragen. Deshalb setze ich mir auch bewusst andere Grenzen. Aber das heißt nicht, dass ich mich nicht amüsieren kann.“

Weil die Verwandtschaft sehr weit gefasst wird und man sich in Adelskreisen immer wieder trifft, kamen zur Hochzeit des heutigen Vorstandsvorsitzenden der Kölner Bank auch 450 Gäste. „Es ist kein Kreis von Menschen mit gleichen Interessen, sondern mit gleichen Wurzeln. Da gibt es keinen Geheimcode, sondern heterogene Ansichten. Man fühlt sich einfach näher zueinander, weil man gleiche Grundthemen hat.“

Die Familienmitglieder leben heute „von ihrer Hände Arbeit“, können sich nicht auf ihrer Geschichte ausruhen. „Meine Eltern hatten nach dem Krieg nichts, weil sie fliehen und alles zurücklassen mussten.“ In München studierte Prinz Schönaich Wirtschaftsingenieurwesen, kam über verschiedene Banken letztlich vor vier Jahren in Köln an.

„Ich mag die kölsche Mentalität. Man kommt schnell ins Gespräch. Dafür tut man sich mit den Entscheidungen schwerer.“ Auch den Karneval schätzt er sehr. „Im Gürzenich hatte ich mich einmal mit dem Prinzen Karneval unterhalten. Da kam eine ältere Frau auf mich zu und sagte: Und Sie sind der echte!“