Kinder auf den Reim bringen

Intelligenz übers Gehör fördern: Was sich reimt ist gut.
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Kinder lieben den Rhythmus von Reimen, die Wiederholung von Klängen. Mit Fingerspielen und Abzählversen lernen sie schon früh erste Gedichtformen kennen. „Hoppe-Hoppe-Reiter“ oder „Das ist der Daumen“ kursieren in fast jeder Krabbelgruppe. „Es ist erwiesen, dass dieser spielerische Umgang mit Worten und Lauten den Spracherwerb und die Intelligenz von Kindern enorm fördert“, erläutert Prof. Kurt Franz, Präsident der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach (Bayern).
Doch oft erlahmt das Interesse an Reimen mit den Jahren. „Beim Vorlesen im Vor- und Grundschulalter wird der Schwerpunkt meist auf Prosa gelegt“, sagt Franz. Hier seien die Eltern gefordert, zum Gedichtband zu greifen. Wir geben ein paar Anregungen:
Die Sammlung von Ars Edition „ Komm mit durchs Jahr “ kann Kinder jahrelang begleiten: Gereimte Geschichten und beliebte Kinderlieder sind nach dem Jahreskreis geordnet. Sie erzählen von Tieren, Natur und märchenhaften Figuren. In die liebevollen Illustrationen der Wiener Künstlerin Ida Bohatta können sich Alt und Jung vertiefen. Vom Verlag ist dieses Buch ab vier Jahren empfohlen, einige kürzere Texte eignen sich jedoch durchaus bereits für Dreijährige. ( „Komm mit durchs Jahr. Das große Reim- und Liederbuch“, Ars Edition, 14,95 Euro)
„ Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen “ fordert die dichterische Kreativität: In den Reimen rund um Tiere aller Art fehlen die Schlussworte. Hier heißt es Raten und Reimen. Den Kleinsten helfen witzige Bilder. Für die etwas älteren Kinder erlaubt dieses Buch eine weitere Lesart: Die tierischen Helden treten in alphabetischer Reihenfolge auf. (Edith Schreiber-Wicke / Carola Holland: „Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen“. Verse zum Weiterrreimen von A bis Z“, Thienemann Verlag, 12,90 Euro)
In „ Das Schnurrbartkitzelkatzenbuch “ dreht sich alles um die schnurrenden Gesellen. Sie schlecken, schleichen und schlafen, kreischen grausig und beißen einander zausig. Amüsante Erzählungen kurzweilige Gedichte sind zu einem Katzen-Kunstwerk verwoben. (Friedel Hofbauer / Käthe Recheis: „Das Schnurrbartkitzelkatzenbuch“, Dachs Verlag Düsseldorf, 13,60 Euro, ab 5 Jahren)
Auch in Peter Maiwalds neuem Band „ Die Mammutmaus sieht wie ein Mammut aus “ sind Tiere ein Schwerpunktthema. Allerdings beobachtet er gar Ungewöhnliches - etwa den Tausendfüßler, der um die Ecke wetzt und sich das Bein verletzt oder die Katze, die keine Mäuse jagen mag.
„Schaut man genau,
dann ist viel los“
Zu merkwürdigen Tieren gesellen sich merkwürdige Kinder wie Robert, der sich nie die Ohren wusch und deshalb dem Rattenfänger von Hameln nicht in die Fänge ging. (Peter Maiwald: „Die Mammutmaus sieht wie ein Mammut aus. Gedichte für Kinder“, Hanser Verlag, 12,90 Euro, ab 8 Jahren)
In der Anthologie „ Ich liebe Dich wie Apfelmus “ findet sich für jedes Interesse und für jedes Alter etwas: Christian Morgensterns „Drei Spatzen“ etwa ist schon für Vorschul-Kinder geeignet. Elisabeth Borchers' „Kleines Wörterbuch“ oder Ernst Jandls „Ottos Mops hopst“ hingegen sind auch für Erwachsene Herausforderungen. Eine Grundausstattung mit Gedicht-Klassikern für die ganze Familie. (Hrsg. Amelie Fried / Sybille Hein: „Ich liebe Dich wie Apfelmus. Die schönsten Gedichte für Kleine und Große“, cbj-Verlag, 16,95 Euro)
„Schaut man genau, dann ist viel los - dann ist das Kleine schön und groß“. Diesem Motto getreu hat Josef Guggenmos das Unscheinbare beobachtet und sorgsam beschrieben: das Ertrinken der Zuckerbrocken im Kaffee etwa, oder das Zwiegespräch von Nähnadel und Schere. Damit ist er der ideale Kinderdichter, denn aus Kindes-Perspektive ist alles groß. „ Groß ist die Welt. Die schönsten Gedichte “ enthält neben rund 280 Gedichten mehr als 150 Zeichnungen und Collagen der ausgezeichneten Hamburger Künstlerin Sabine Friedrichson (Verlag Beltz & Gelberg, 24,90 Euro).