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Klassische FamilieFamilie als Keimzelle der Gesellschaft

Lesezeit 3 Minuten

Die klassische Familie ist kein Auslaufmodell. (Bild: dpa)

BERLIN - Im Lexikon der politischen Phrasen und Allgemeinplätze hat dieser Satz einen unangefochtenen Ehrenplatz inne: „Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft.“ Klingt antiquiert, ist aber richtiger denn je. Es ist eben keineswegs so, dass die Familie, die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie mit Trauschein wohlgemerkt, ein Auslaufmodell wäre. Ganz im Gegenteil.

Drei Viertel aller Familien in Deutschland sind Ehepaare mit oder ohne Kinder. Über 80 Prozent aller Kinder wachsen bis zum 18. Lebensjahr bei beiden leiblichen Eltern auf. Und dieser Anteil ist in Deutschland seit 100 Jahren konstant. Das geht aus den Zahlen des Familienreports 2009 hervor, der von Ministerin Ursula von der Leyen vorgestellt wurde.

Die Verantwortungsgemeinschaft von Ehe und Familie ist in der Gesellschaft fest verwurzelt, wie der Report nachweist. Die Familie als Lebensform erhält höhere Zufriedenheitswerte als je zuvor, die Zahl der Scheidungen geht seit 2005 zurück, die Geburten steigen, und der Generationen übergreifende Zusammenhalt wächst: In der Hälfte aller Familien leben mindestens drei Generationen, in einem Fünftel immerhin sogar vier Generationen unter einem Dach.

Aber nur weil sich die traditionellen Institutionen als so robust erweisen, heißt das nicht, dass Verharren in überkommenden Lebensmustern typisch für unsere Gesellschaft wäre. Grundfalsch. Seit 1980 ist die Erwerbstätigenquote von Frauen rasch gestiegen. 86 Prozent der Frauen sehen Berufstätigkeit als wichtig an. Heute sind mehr als zwei Drittel der Mütter mit Kindern im Haushalt berufstätig. Weit über die Hälfte der nicht berufstätigen Mütter von Kindern unter 18 Jahren würden gerne arbeiten. Der Anspruch aber stößt noch immer auf ein groteskes Missverhältnis: In Deutschland hat gegenwärtig nur etwa jedes 10. Kind unter drei Jahren einen Platz in einer Kindertageseinrichtung.

Geändert hat sich aber auch die Einstellung der Väter: Die wollen immer öfter eine aktive Rolle bei der Kindererziehung übernehmen. Der Anteil der Väter, die sich - ermöglicht durch das Elterngeld - längerfristig an der Betreuung der Neugeborenen beteiligen, steigt Richtung 20 Prozent. Da aber ist noch viel zu ändern. Im Alltag übernehmen 81 Prozent der Mütter den größten Teil der Betreuungsaufgaben.

Die Lage der Alleinerziehenden ist dringend verbesserungsbedürftig. In 18 Prozent der Familien lebt nur ein Elternteil. Insgesamt leben 2,18 Millionen minderjährige Kinder nur bei ihren Müttern oder Vätern. Das große Problem: In ihrem durchschnittlichen Bildungsstand unterscheiden sich Alleinerziehende kaum vom Müttern oder Vätern in Paarfamilien. Dennoch beziehen über 40 Prozent aller Alleinerziehenden Hartz-IV-Leistungen. Damit stellen sie knapp die Hälfte aller Bedarfsgemeinschaften mit Kindern. Insgesamt leben 800 000 Kinder von Alleinerziehenden mit einem Armutsrisiko.