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Königswinterer OfenMit altem Rezept aus historischem Ofen

Lesezeit 3 Minuten

Unter den wachsamen Augen von Museumsleiter Elmar Scheuren, Bürgermeister Peter Wirtz und Ofenbauer Gerd Zepp (v.l.) holt Bäcker FrankBlesgen die ersten Brote aus dem Natursteinofen. (Foto: Klodt)

KÖNIGSWINTER – Als Frank Blesgen die 30 goldgebackenen Brotlaiber begutachtet, die er gerade aus einem gut 120 Jahre alten Tuffsteinofen ans Tageslicht befördert hat, ist der Bäcker mit seinem Werk sehr zufrieden. „Er hat eine schöne weiche Hitze“, sagt der Experte über die historische Natursteinanlage. „Es macht wirklich Spaß, in solch einem Ofen zu backen.“

Eine Stunde lang hatte der Weizensauerteig zuvor auf dem heißen Tuffstein gelegen, den Blesgen davor ebenfalls eine Stunde lang mit Holz auf Temperatur gebracht hatte. Dann nahm er die Glut heraus und legte den Teig hinein, den er nach eigenen Angaben nach einem 4000 Jahre alten Rezept zusammengestellt hat. „Das ist die älteste Brotrezeptur, die man überhaupt gefunden hat.“

Probelauf gelungen: Mit den ersten 30 Brotlaibern, die Blesgen an diesem Tag aus dem zwei Meter tiefen Ofen holt, geht für die Verantwortlichen des Königswinterer Siebengebirgsmuseums so etwas wie ein Traum in Erfüllung. Mit der Inbetriebnahme eines original „Königswinterer Ofens“ in einem neuen Glasanbau des Museums in der Kellerstraße finde „eine ganz, ganz lange Geschichte“ ihr vorläufiges Ende, freute sich beim Probebacken Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz. 20 Jahre lang habe man das Ziel verfolgt, das einst in Königswinter bedeutende Handwerk des Ofenbaus (siehe Infotext unten) mit einem Original-Ofen darstellen zu können. Jetzt steht der Ofen, und dass wirklich leckeres Brot herauskommt, das sollen Museumsbesucher nach der Wiedereröffnung im Sommer bei einem „musealen Backbetrieb“ erleben können, den die Bäcker Frank Blesgen (Ittenbach), Ulrich Fuchs (Königswinter) und Peter Profittlich (Rhöndorf) regelmäßig anbieten wollen.

Dass der jetzt im Museum stehende Ofen auf jeden Fall vor 1900 gebaut worden sein muss, daran ließen Käthe und Rudolf Schäfer bei dem Probebacken keinen Zweifel. Denn in seinem Elternhaus stand der Ofen in einem Anbau, und Rudolf Schäfer weiß noch, wie seine Mutter Äpfel oder Pflaumen darin trocknete und Nachbarn sogar Brot backten. 1980 kauften Käthe und Josef Hennekeuser das Haus, entdeckten den Ofen sozusagen neu, nahmen ihn noch ein paar Mal in Betrieb und stellten ihn schließlich dem Museum zur Verfügung.

Die Ofenbau-Firma Gerd Zepp aus Bell in der Nähe von Maria Laach (in der Eifel hat sich der Ofenbau im Gegensatz zu Königswinter gehalten; früher waren „Beller Öfen“ und „Königswinterer Öfen“ Konkurrenzprodukte) baute den Ofen in Oberscheuren Stein für Stein ab und in der Altstadt Stein für Stein wieder auf (Translozierung). Bewusst, so Museumsleiter Elmar Scheuren, wurde er in einem gläsernen Anbau aufgebaut, um einen Bezug zum Museumsgarten zu haben und das Schaubacken problemlos ermöglichen zu können. Rund 180 000 Euro kostete es, den Anbau zu errichten und den Ofen zu translozieren.