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KopfschutzVerhindern Helme schlimme Verletzungen?

5 min
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Sollte es eine Helmpflicht geben?

Den Städten in Nordrhein-Westfalen droht der Verkehrskollaps. Viele Autofahrer steigen daher aufs Fahrrad, um schneller zur Arbeit zu kommen – eine positive Entwicklung. Leider ist in den vergangenen Jahren zugleich die Zahl der Fahrradunfälle wieder gestiegen. In Köln verunglückten 2015 1469 Radfahrer, 202 von ihnen wurden schwer verletzt, fünf starben. 2016 kamen in der Domstadt bereits drei Radler ums Leben.

Warum besteht keine Helmpflicht?

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Kinderhelme gibt es in vielen farbenfrohen Designs.

Könnte ein Fahrradhelm die Zahl schwerer und tödlicher Unfälle reduzieren? In Deutschland gibt es weder für Erwachsene noch für Kinder eine Helmpflicht. Der Bundesgerichtshof hat zudem entschieden, dass einem Radfahrer ohne Kopfschutz nicht automatisch eine Mitschuld an den Folgen eines Unfalls angelastet werden kann. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ist gegen eine Helmpflicht für Fahrradfahrer. Laut ADFC sei es seit Langem übereinstimmende Meinung aller Experten und der Bundesregierung, dass eine Helmpflicht weder durchzusetzen noch zu kontrollieren sei. Stattdessen würde sie die Fahrradnutzung drastisch senken, der Autoverkehr hingegen würde wieder zunehmen. Dies sei weder umwelt- noch gesundheitspolitisch zu verantworten.  

Sinkt das Unfallrisiko?

„Der Fahrradhelm ist nicht die Lösung des Problems. Das Fahrradfahren wird sicherer, wenn man  die Verkehrsbedingungen verbessert“, erklärt Fahrradtechnik-Experte Stephan Behrendt vom ADFC. Die meisten schlimmen Unfälle würden dadurch passieren, dass Radwege falsch geplant wurden oder es Stellen im Verkehr gebe, die für die Teilnehmer   schlecht einsehbar seien. Zudem würden Helme ohnehin nur bei leichten Stürzen nützen,  bei schweren Zusammenstößen – etwa mit Autos oder Lkw – brächten sie kaum etwas. 

Diese Zeichen braucht ein Fahrradhelm

Die amerikanischen SNELL und ANSI, sowie die deutsche DIN 33954 sind die meist verbreiteten  Normen. Diese müssen auf dem Helm stehen. Zusätzlich ist immer öfter das europäische CE-Prüfzeichen (CE = Conformité Européenne) zu finden.

Außerdem seien schwere Kopfverletzungen bei Fahrradfahrern eher selten. Eine Studie der „Hannelore-Kohl-Stiftung“ zeigt, dass unter allen Betroffenen mit Schädelhirnverletzung Zweiradnutzer und Fußgänger lediglich ein Prozent ausmachen. „Man könnte ebenso gut Helme fürs Treppensteigen oder im Haushalt fordern, wo ein Großteil der Kopfverletzungen passiert“, gibt Behrendt zu bedenken. Der ADFC setzt sich daher für das freiwillige Tragen von Helmen ein. Insbesondere bei Kindern sei der erhobene Zeigefinger nicht sinnvoll. Behrendt rät zudem: „Bei Kindern muss die Farbe stimmen, sonst tragen sie ihn nicht.“ Der Technik-Experte erklärt, dass ein Kopfschutz nicht zu sportlichem, also riskantem Fahren verleiten sollte.

Sind Discounter-Modelle gut?

Wichtig zu wissen: Ein wirklich sicherer Helm trägt immer ein Prüfzeichen. Wer sich für den Kauf eines Helms entscheidet, steht vor einer großen Auswahl. Zum einen gibt es eine große Palette verschiedener Modell-Typen. Zum anderen stellt sich die Frage, wo man ihn kaufen sollte. Interessierte haben die Wahl zwischen zahlreichen Internethändlern, Fachgeschäften und Discountern. Denn auch die großen Supermarktketten bieten immer wieder Helme an – vor allem jetzt zum Frühlingsauftakt gehört Fahrradzubehör oft zum Sortiment. Doch wie gut sind diese „Billighelme“ wirklich? Technik-Experte Behrendt des ADFC erklärt: „Helme vom Discounter sind nicht unsicherer, sie haben jedoch schlechtere Materialien und verschleißen somit schneller. Der Kunde muss sich also auch schneller einen neuen kaufen. Ob das wirklich günstiger ist, bezweifle ich.“

Wer seinen Helm im Supermarkt oder Internet kauft, hat einen weiteren Nachteil: „Discounter geraten ins Hintertreffen, da es bei ihnen schwierig ist, den Helm anzuprobieren.“ Dies sei wichtig, um zu überprüfen, ob er auch wirklich gut sitze. Ein Fachhändler könne bei der Wahl behilflich sein. Der Helm dürfe dabei auch ruhig etwas in die Stirn hineinragen, denn im Ernstfall müsste er diese schließlich schützen, so Behrendt.Tipp: Um sich zu infomieren, welcher Helm besonders sicher ist, lohnt ein Blick auf die Seite von „Stiftungwarenst“: www.test.de

Wer braucht welchen Helm-Typ?

Freizeit-Helme

Wer das Fahrrad nutzt, um täglich zur Arbeit zu kommen, ohne dabei sportliche Ziele zu verfolgen, sollte sich für einen Freizeit-Helm entscheiden. Diese bieten einen ausreichenden Schutz, sind im Vergleich zu anderen Helm-Typen jedoch etwas schwerer.Vorteil: gutes Preis- Leistungs-VerhältnisNachteil: etwas schwerer, weniger modisch.

BMX-Helme

BMX-Helme müssen ordentlich was einstecken. Die äußere Schale ist daher besonders robust, die innere Styroporschicht dicker als gewöhnlich. Der Helm sitzt besonders eng am Kopf, zudem ist der Nackenbereich länger. Der Träger kommt schneller ins Schwitzen.Vorteil: schützen sehr gutNachteil: schlechte Belüftung

Rennrad-Helme

Rennrad-Helme sehen besonders schnittig aus und sie sind es auch. Eine gute Belüftung ist charakteristisch. Sie sind sehr leicht und haben die beste Aerodynamik. Der Tragekomfort ist durch bestimmte Polsterungen höher als bei anderen Helmtypen.Vorteil: Gute Belüftung, aerodynamisch, sehr leichtNachteil: etwas kostspieliger

BMX-Helme

BMX-Helme müssen ordentlich was einstecken. Die äußere Schale ist daher besonders robust, die innere Styroporschicht dicker als gewöhnlich. Der Helm sitzt besonders eng am Kopf, zudem ist der Nackenbereich länger. Der Träger kommt schneller ins Schwitzen.Vorteil: schützen sehr gutNachteil: schlechte Belüftung

Mountainbike-Helme

Mountainbike-Helme sind etwas hochwertiger verarbeitet als Freizeit-Modelle. Auf Grund der besseren Materialien wiegen sie etwas weniger, sind jedoch genauso stabil. Damit Radfahrer auch bei längeren Touren einen kühlen Kopf bewahren, sind sie besser belüftet. Einige Modelle haben zusätzlich Visiere, die vor Spritzern und Sonneneinstrahlung schützen.Vorteil: gute BelüftungNachteil: etwas teurer

Airbag-Helme:

Sind sind noch ein absolutes Nischenprodukt. Bei dem Airbag-Helm handelt es sich um einen Kragen, den der Fahrer sich um den Hals legt. Im Falle eines Unfalls öffnet sich der Kragen, der Ballon bläst sich blitzschnell auf und legt sich um den Kopf.Vorteil: schont die FrisurNachteil: Der Helm kostet rund 300 Euro, wenn er jedoch ausgelöst wurde, ist er nutzlos.