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„Küfer Jupp“Das Bad Honnefer Wohnzimmer

Lesezeit 3 Minuten

Das Bad Honnefer Wohnzimmer.

BAD HONNEF – Wochen zuvor war ein genauer Zeitplan ausgetüftelt worden: Wer am Karfreitag und Karsamstag wann was zu tun hat, wer das Essen liefert. Und dann kamen sie, rund 20 Stammgäste, mit Pinsel und Farbe und verpassten der dunklen Kaschemme ein neues Outfit in weiß, rot und grau.

Warum haben sie sich die freien Tage um die Ohren geschlagen? Weil der „Küfer Jupp“ für sie wie ein Wohnzimmer ist. Das hat sicherlich auch mit den Gastgebern zu tun. Seit 20 Jahren führen Gabi Kempen und Regina Dinkeler-Liebetrau die Regie hinterm Tresen der Traditionskneipe in einem der ältesten Häuser Honnefs.

1935 war der Küfer (Fassmacher) Josef (Jupp) Becker hier eingezogen, der in den 50er Jahren, weil die Fassproduktion nicht mehr zum Broterwerb reichte, eine Straußwirtschaft einrichtete und Wein ausschenkte. Kurgäste kamen gerne vorbei, um aus Römern einen Schoppen Wein zu trinken und Schülerinnen, die eine Cola tranken, zuzuprosten. Später wurde aus der Wirtschaft ein Restaurant, weißer Damast wurde aufgelegt, aber die Pächter wechselten in immer schnellerer Folge.

Regina Dinkeler-Liebetrau kellnerte Anfang der 90er Jahre aushilfsweise im „Küfer Jupp“ und wusste, dass erneut ein Wirt aufgeben wollte. „Wir machen das“, sagte sie zu ihrer Freundin Gabi Kempen, die sich damals ein paar Mark nebenher als Kellnerin im „Anno Tubac“ in Bonn verdiente. Beide übernahmen die Kneipe: „Da liefen damals Wetten gegen uns: Zwei Frauen - das halten die kein halbes Jahr durch“, erinnert sich Gabi Kempen. Doch sie haben durchgehalten, auch weil sie den Wirtinnen-Job immer noch neben ihrem Hauptberuf ausüben. „Deswegen ging das so lange gut“, sagt Kempen.

Das Lokal ist eine Mehrgenerationenkneipe. „Sie erfindet sich immer wieder neu“, beschreibt Andreas Archut, der Stadtbeauftragte der Bad Honnefer Malteser, das Phänomen „Küfer Jupp“. Alle Altersgruppen kommen hier zusammen, die Älteren integrieren die Jüngeren, keiner schottet sich ab. „Der ,Küfer Jupp ist der Sozialraum der Malteser, die sich hier nach schweren Einsätzen oder nach Ausbildungsabenden treffen. Ich habe hier das Bier trinken gelernt“, sagt Archut.

Kommunalpolitiker von CDU, SPD und Grünen hocken in der Rommersdorfer Straße 24 nach Sitzungen beim Kölsch zusammen und sind sich plötzlich nicht mehr gram. Die Ökofreunde zum Beispiel, deren erstes Stammlokal der „Küfer“ war, sollen hier trotz der Aufsplitterung in Wählergemeinschaft und Bündnisgrüne nebeneinander am Stehtisch gestanden haben, dann aber doch gegangen sein, weil im „Küfer“ weiter geraucht werden darf. Montags aber, wenn das Lokal für ein paar Stunden zur rauchfreien Zone erklärt wird, kommen die „UNO“-Spieler und dreschen die Blätter bei diesem manchmal endlos dauernden Spiel. „Man verabredet sich nicht, man trifft sich da einfach“, heißt es.

Gute Stammgäste - das sind die meisten, die beim „Küfer“ einkehren, sagen die Wirtinnen - hat der Bad Honnefer Künstler Alois Hanslian auf Bildern gemalt, die nun die Wände des Lokals zieren. So schauen sie auf die, die aus der Stadt weggezogen sind, aber ein-, zweimal im Jahr nach Hause kommen und dann in der Kneipe mit Hallo begrüßt werden. Weihnachten zum Beispiel. Kempen: „Heiligabend ist bei uns wie Karneval, was meinen Sie, was da los ist “.

„Küfer Jupp“,Rommersdorfer Straße 24, täglich ab 20 Uhr, kein Ruhetag. Das Jubiläum wird heute ab 20 Uhr gefeiert mit der Band „Chantall r(h)einstromlos“. Das Kölsch kostet heute 1 Euro.