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LandwirtschaftAlte Kühe geben die beste Milch

Lesezeit 3 Minuten

Ein Blick in den Stall verrät Markus Theunissen, wie es seinen Kühen geht, für seine umsichtige Tierhaltung wurde er mit dem Tierschutzpreis NRW ausgezeichnet. (Bild: Jens Schmitz)

Enge Pferche für die Kälber, Hühner ohne Federn und Schweine, die nicht mehr selbst stehen können - Landwirtschaft, die auf Produktion getrimmt ist, hat einen schlechten Ruf. Dass es auch anders geht, zeigt Markus Theunissen, der in Gerhardsfeld bei Wipperfürth seinen Hof betreibt. Seine Kühe sind Hochleistungssportler, sie geben mehr Milch als die Durchschnitts-Kuh in NRW und sie werden auch noch viel älter. Jüngst bekam Theunissen Post von NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen), der ihm den Tierschutzpreis des Landes gleich mitschickte. Tierschutz und die Hochleistungs-Produktion lässt sich für den 48-Jährigen einen einfachen Nenner bringen: „Kühe, denen es gut geht, geben mehr Milch.“

Mehr als zwanzig Jahre hat Markus Theunissen gebraucht, um herauszufinden, was Kühe wollen. „Ich hab mich als Kind immer schon für Tiere interessiert“, erklärt der Landwirt. Als Kind schaute er seinem Vater Clemens, der heute auf dem Altenteil des Hofs lebt, bei der Arbeit zu und musste auch schon früh mit anpacken. Sein Vater hatte den Hof schon vom Großvater übernommen und der von seinem Vater. „Bis ins 18. Jahrhundert geht das so weiter“, lächelt Markus Theunissen, als er sich nach einem kurzen Kontrollgang im Stall wieder in die warme Stube setzt und Hündin Merle hinter den Ohren krault.

Tradition ist den Theunissens wichtig, genau so wie der Familienverbund. „Damit eins klar ist - der Betrieb hat den Preis gewonnen, nicht ich“, stellt Markus Theunissen klar und erzählt, wie ihm die 14-jährige Tochter Theresa dabei hilft, die Dokumentation für den Betrieb in den Computer einzugeben und wie der 18-jährige Sohn Leonard die passenden Fotos dazu schießt.

Insgesamt 77 Kühe hat der Familienbetrieb im Stall und jede einzelne davon gibt rund 50.000 Liter Milch in ihrem Leben. Das ist doppelt so viel, wie die Durchschnitts-Kuh in NRW (siehe „Zahlen & Fakten“). Der Grund für die hohe Produktivität ist einfach: „Meine Kühe werden älter“, berichtet Theunissen. Siebeneinhalb Jahre ist das Durchschnittsalter seiner Kühe, im Landesdurchschnitt werden Milchkühe gerade mal fünfeinhalb Jahre alt. Und: „Alte Kühe geben mehr Milch“, erklärt Annette Theunissen. Die 47-jährige Bäuerin kennt, genau so wie ihr Mann, jede der 75 Kühe mit Namen. „Spätestens wenn sie im Melkstand stehen, kann ich den Namen sagen, ohne auf die Ohrmarke zu schauen“, zwinkert Markus Theunissen und schaut zu dem Regal hinüber, auf denen die Auszeichnungen stehen, die ihm die Molkerei für seine Milchkühe verliehen hat.

Das Geheimnis hinter den Hochleistungskühen von Wipperfeld ist einfach. „Genaue Beobachtung“, erklärt der Landwirt. Erst mit den Jahren bemerkte er die kleinen Unterschiede im Verhalten der Kühe. „Wenn ich sehe, dass eine Kuh sich anders verhält, ändere ich zuerst das Futter“, erklärt er weiter. Frau Annette nickt. „Wenn ein Familienmitglied krank ist, dann kocht man ihm ja auch etwas Leckeres.“

Trotz allem Familienanschluss verklärt keiner von den Theunissens die Tiere. Denn nicht nur die Milch trägt zu den Einkünften des Betriebs bei. Auch der Verkauf der Jungtiere ist eine feste Einnahmequelle. „Weil ich meine Kühe länger behalte, kann ich die Jungtiere verkaufen“, so der 48-Jährige. Das mache seinen Betrieb sicherer. „Da bin ich nicht so abhängig von den Milchpreisen.“