Lange Öffnungszeiten nun auch an Weiberfastnacht
Das alternative Sessions-Motto lautet Schnäppchenjagd statt Kamelle fangen. Und es lockt an höchsten kölschen Feiertagen immer mehr Verbraucher in die Einkaufsgebiete am Stadtrand. Auch in diesem Jahr werben wieder viele große Elektro- und Möbelhäuser zu Karneval mit Sonderangeboten und superlangen Öffnungszeiten. Der Einkaufsbummel an Rosenmontag liegt bereits voll im Trend, jetzt ist auch Weiberfastnacht ins Visier der Marketingstrategen gerückt.
Den Vorreiter machen wieder die Möbel-Elche von Ikea in Godorf. Vor sechs Jahren bürsteten sie die kölsche Tradition gegen den Strich und öffneten ihr Möbelhaus erstmals an Rosenmontag. Mit Riesenerfolg. In dieser Session will man nun an Wieverfastelovend auf den bislang üblichen Ladenschluss um 15 Uhr verzichten. Als wir letztes Jahr am Nachmittag geschlossen haben, hagelte es Proteste von den Kunden, so Ikea-Filialleiter Lutz Herbst. Deshalb macht seine Mannschaft nun bis 20 Uhr durch.
Der Rosenmontag gilt inzwischen als einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. Zielgruppe sind nicht nur eingefleischte Karnevalsmuffel, sondern auch gewiefte Schnäppchenjäger. Deshalb lockt Ikea ab 9.30 Uhr mit schwedischem Frühstück und einem Sofa für 69 Euro.
Auch andere haben die Chance erkannt: Die Möbelriesen Realkauf und Viva in Marsdorf sowie Möbel Buch an der Aachener Straße machen von 10 bis 19 Uhr auf, für die Kunden gibt es dicke Prozente und kleine Leckereien. Wir haben im vorletzten Jahr zum ersten Mal an Rosenmontag geöffnet. Die Resonanz war größer als in der verkaufsstarken Vorweihnachtszeit , berichtet Werbeleiter Lars Probson. Das Möbelzentrum Airport und Porta in Porz-Lind öffnen von 9 bis 20 Uhr. Unsere Kunden wollen alles, nur keine Karnevalsschlager, so Airport-Inhaber Axel Becker. Deshalb bieten wir eine Alternative mit stündlichen Verlosungen und Kinderanimation. Auch der Media Markt in Marsdorf bläst von 10 bis 20 Uhr zum Familien-Einkauf. Die Resonanz im letzten Jahr war riesig. Geschäftsführer Eugen Kreten zählt die Vorteile auf: Die Leute haben frei, in der City tobt der Karneval und in den Vororten ist alles zu.
Obwohl überall gefeiert wird, haben die Unternehmen kein Problem, ihre Mitarbeiter für den Verkauf zu motivieren. Die Leute haben erkannt, dass sich das finanziell für sie lohnt. Und wer Karnevals-Fan ist, nimmt sowieso Urlaub, erklärt Probson. Was viele Kunden freut, wird von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft mit Skepsis beobachtet. Man versucht, der Absatzflaute bei den langlebigen Konsumgütern mit immer extensiveren Ladenöffnungszeiten entgegenzuwirken, so Berndt Petri, stellvertretender Verdi-Geschäftsführer. Das verschärft den Verdrängungswettbewerb Groß gegen Klein.