LehrerfortbildungHigh-Tech auf dem Bauernhof

Landwirtschaft zum Anfassen: Bei einer Lehrerfortbildung brachte Landwirt Dr. Karl-Otto Ditges (l.) einigen Pädagogen den Gemüseanbau in der Voreifel näher.(Foto: Steinicke)
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EUSKIRCHEN – Die technische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten war so enorm, dass sich die Berufssparte „Landwirt“ sehr verändert hat. So wird die meiste Arbeit heutzutage von Maschinen oder Fahrzeugen erledigt. Aus diesem Grund sorgte die Frage von Adelgunde Ülpenich, ob es für Schüler überhaupt noch möglich sei, ein Praktikum auf einem Bauernhof zu machen, für eine angeregte Diskussion.
Die Konrektorin der Mechernicher Hauptschule nahm mit 22 Kollegen aus der näheren Umgebung an der Lehrerfortbildung „Gemüseanbau in der Voreifel“, die der Verein „Stadt und Land“ organisiert hatte, teil.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Schließlich leitete die Fortbildung auf Gut Friedrichsruh in Kessenich mit Landwirt Dr. Karl-Otto Ditges ein echter Fachmann. Ditges hat die Landwirtschaft von der Pike auf gelernt und führt den Familienbetrieb. „Man muss Spaß an der ganzen Sache haben und muss wissen, dass es als Bauer keine geregelten Arbeitszeiten gibt. Aber gute Landwirte werden gesucht – also auch Praktikanten“, sagte der 55-Jährige. Das Einzige, das im Gemüseanbau für die so genannte Nasskonserven- und Tiefkühlindustrie noch von Hand gemacht würde, sei das Unkraut jäten. Auch in seinem Betrieb werde mittlerweile fast alles mit Maschinen erledigt. So könne er den Buschbohnen-Ernter bei Bedarf auf die Erntespur via GPS sogar bis auf zwei, drei Zentimeter einstellen. Was früher mühevolle Handarbeit war, werde heute von einer hochmodernen, 300 PS starken Erntemaschine erledigt, die allein 4,5 Tonnen Bohnen in ihrem so genannten Bunker sammeln kann und 350 000 Euro koste.
Es gebe aber natürlich auch Betriebe, die ohne Handarbeit nicht auskämen. So müsse Kohl immer per Hand geerntet werden. Ditges erzählte einen ganzen Nachmittag aus dem Alltag eines modernen Landwirts und brachte so den Lehrern den Beruf des Landwirts anschaulich näher. So sei es keine Seltenheit, dass oft „von jetzt auf gleich“ geerntet werden müsse und das Zeitfenster, das den Anbauern von den Abnehmern vorgegeben werde, oft sehr klein sei.
Erzeugergemeinschaft gegründet
Der zunehmende Wettbewerb habe die Landwirte in der Region um Kessenich schon 1967 eine Erzeugergemeinschaft gründen lassen, der heute noch knapp 40 Landwirte angehörten. Nach harten Verhandlungen mit den Abnehmern werde gemeinsam das geforderte Gemüse angebaut. Doch auch dabei habe es in den letzten Jahren große Veränderungen gegeben. „Früher wurde auch Spinat oder Rotkohl angebaut. Das rechnet sich aber nicht mehr. Dafür ist Grünkohl durchaus modern. Und natürlich werden Bohnen und Zuckerrüben noch angebaut“, erklärte Ditges den Lehrern, die zum Abschluss noch zahlreiche Unterrichtsmaterialien mit auf den Heimweg bekamen. In Nordrhein-Westfalen wird allein auf gut 20 000 Hektar Gemüse angebaut. Das entspricht einer Fläche von gut 20 000 Fußballfeldern. Dazu kommen noch 250 Hektar in Gewächshäusern. Damit hat NRW 18 Prozent der bundesweiten Anbaufläche.
Und noch eine Zahl, die verdeutlicht, dass Gemüse anscheinend „in“ ist: In den vergangenen 15 Jahren stieg der Pro-Kopf-Verbrauch an Salat, Bohnen, Erbsen oder Kohl von 80 Kilogramm auf über 96 Kilogramm jährlich. Das alte Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ gilt so übrigens auch für Ditges. Der kennt sich zwar sehr gut mit dicken Bohnen aus. „Die müssen maximal zwei Stunden nach der Ernte beim Betrieb sein, damit sie erntefrisch verarbeitet werden können“, so der 55-Jährige. Aber seine Leibspeise sei es nicht. „Ich esse sie aber dennoch mit einer groben Wurst und etwas Speck ganz gerne“, so Ditges.