LehrgangTrotz Höhenangst auf die Alu-Leiter

Geballter Nachwuchs:Die Feuerwehren aus Euskirchen und Weilerswist bilden erstmals gemeinsam aus.
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EUSKIRCHEN – Bettina Feuser setzt vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Mit ihren Händen umklammert die 42-Jährige die Sprossen der Alu-Leiter und klettert langsam, aber sicher nach oben. So ganz wohl ist ihr dabei allerdings nicht.
„Ich habe Höhenangst. Aber wegen der Sicherung und das Vertrauen in die Kameraden geht das schon“, sagt Feuser, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. Die Mutter von Sohn Markus, der in der Jugendfeuerwehr aktiv ist, erfüllt sich gerade einen Jugendtraum.„Ich hätte es schon früher gemacht, aber da durften noch keine Frauen zur Feuerwehr. Und als sie es durften, wurde ich schwanger“, berichtet die Niederkastenholzerin. Die angehende Feuerwehrfrau absolviert derzeit ihre Grundausbildung. Mit 30 anderen jungen Frauen und Männern lernt sie noch bis Ende April jedes Wochenende das Einmaleins der Freiwilligen Feuerwehr.
Zu wenig Kameradenfür eigenen Lehrgang
Lehrgangsleiter ist Andreas Reitz. Neu ist, dass die Euskirchener Wehr gemeinsame Sache mit den Kollegen aus Weilerswist macht. „So lässt sich wesentlich effektiver lehren und lernen“, sagt Peter Pesch. Er ist Leiter der Euskirchener Feuerwehr. Ein „Nachwuchsproblem“, da ist er mit seinem Weilerswister Amtskollegen Peter Ditz einig, gebe es nicht. Euskirchens Feuerwehr-Pressesprecher Torsten Wanasek erklärt den Grund für die Zusammenarbeit damit, dass in Weilerswist zu wenig Kameraden für einen eigenen Lehrgang angemeldet waren.
In drei Gruppen mit neun Auszubildenden lernten die Nachwuchs-Feuerwehrleute den Umgang mit tragbaren Leitern. Trainiert wurde auch ein Fenstereinstieg in fünf Metern Höhe. Mit der Schiebleiter aus Aluminium ging es sogar noch höher hinaus.
Auf dem Gelände des alten Bauhofs der Stadt kletterten die Auszubildenden acht Meter hoch. Dabei waren sie mit einem Seil gesichert. „Einsätze lassen sich trainieren. Natürlich ist der Ernstfall immer etwas anderes, aber eine Grundroutine hilft enorm“, so Pesch. Zu dieser Routine gehört im Rahmen der Grundausbildung auch ein Erste-Hilfe-Kurs. Damit opfern die Auszubildenden mindestens 123 Stunden ihrer Freizeit. Im Anschluss absolvieren die gut 30 Frauen und Männer noch einen Sprechfunk-Lehrgang.
Diejenigen, die körperlich dazu in der Lage sind, haben noch die Möglichkeit, mit der Atemschutzgeräteträger-Fortbildung einen weiteren Lehrgang anzuschließen. Im Ausbildungsplan der Weilerswister Feuerwehr für das laufende Jahr stehen insgesamt 148 Ausbildungsveranstaltungen. Laut Ditz kommen noch weitere Lehrgänge hinzu, von den fast 300 Einsätzen einmal abgesehen: „Wir sind an der Leistungsgrenze angekommen.“ Doch nicht nur darüber macht sich DitzGedanken. Wie Pesch befürchtet er, dass die Ausrückzeiten schwerer einzuhalten seien. „Die wenigsten der freiwilligen Einsatzkräfte arbeiten in der Nähe. Im Ernstfall sind das wichtige Minuten, die fehlen“, so Ditz.
Wenn es etwa bei einem Einsatz um Menschenleben geht, müssen laut Pesch innerhalb von acht Minuten ab der Alarmierung neun Feuerwehrleute am Einsatzort sein. Fünf Minuten später müssten diese Retter Unterstützung von neun weiteren Einsatzkräften samt Führung erhalten. Um dafür gerüstet zu sein, hat die Euskirchener Wehr hauptamtliche Kräfte, die von 7 bis 17 Uhr Gewehr bei Fuß stehen.