Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Leichenteile in Kiesgrube gefunden

Lesezeit 3 Minuten

KOBLENZ / BROHL-LÜTZING. Gemeinsam mit drei Freunden und seinem Anwalt war der damals 22-jährige Brohl-Lützinger am Abend des 17. Januar 2002, also genau eine Woche nach dem Mord an seiner gleichaltrigen Mitbewohnerin, zur Koblenzer Staatsanwaltschaft gekommen. Jene unerquicklichen Details, die er den Beamten damals zu erzählen hatte, lösten sogleich eine groß angelegte Suchaktion nach Leichenteilen der jungen Frau aus.

Vier Koblenzer Polizeibeamte und zwei Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes hörte die Schwurgerichtskammer des Koblenzer Landgerichts gestern am zweiten Verhandlungstag im Mordprozess gegen den heute 24 Jahre alten Angeklagten, der seine Mitbewohnerin erdrosselt und ihre Leiche zerstückelt haben soll.

Noch am selben Abend, so schilderten es der Vernehmungsbeamte und der Leiter des Erkennungsdienstes unisono, war der junge Mann mit Polizeibeamten zu dem alten Steinbruch in Niederlützingen gefahren. Dort hatte er nach eigenem Bekunden Teile der Leiche versteckt, die er zerstückelt gefunden haben will. In der Dunkelheit blieb die Suche aber ergebnislos. Tags darauf zeigte ihnen der Tatverdächtige einen alten Förderschacht in der Grube. Tatsächlich fanden die Beamten dort am Ende des Förderbandes einen Rucksack und zwei durchsichtige Tüten mit Körperteilen des Opfers. In einer der Behältnisse befanden sich zudem blutdurchtränkte Handtücher, ein Teppichmesser und Reiskörner.

Durchsucht wurde auch die gemeinsame Wohnung des Angeklagten und dem Opfer in Niederlützingen. „Unaufgeräumt“ sei sie gewesen, erinnerte sich ein mit der Spurensuche beauftragter Beamter. Die Tat sei „auf Anhieb nicht erkennbar“ gewesen. Gezielt hatte die Polizei hinter dem Schrank im Zimmer des Angeklagten gesucht und darin auch in einem Hohlraum versteckte, mit Klebeband verschnürte Plastikpakete und einen Rucksack gefunden. „Schon vom Geruch her war klar, dass Fleisch drin ist“, sagte der Beamte im Zeugenstand. Die Fundstücke gingen zur Untersuchung an den Erkennungsdienst.

Gefunden wurde ebenfalls ein Pappkarton mit einer großen Menge Tabletten, Titel wie „Hannibal“, „Ein Mädchen verschwindet“ oder „Lasst Knochen sprechen“ hätten im Bücherschrank gestanden. Auf eine Tatwaffe stießen die Ermittler nicht. Besondere Aufmerksamkeit bei der Spurensuche galt dem Backofen in der Küche, der Badewanne sowie einem Allesbrenner im Keller. Blutreste waren nach Angaben der Beamten nicht zu finden, einzig der Allesbrenner wies Fettspuren auf, die verrußte Wand über dem nicht an den Kamin angeschlossenen Brenner war frisch, aber unfachmännisch übergestrichen.

Auch ein in unmittelbarer Nachbarschaft in Niederlützingen befindliches, privates Schlachthaus wurde intensiv nach Blutspuren untersucht - weder an der Wand noch am Edelstahl ist laut Zeugen etwas gefunden worden.

Kurz vor Schluss des zweiten Verhandlungstages meldete sich noch die Mutter des Opfers zu Wort. Sie ist Nebenklägerin im Prozess und wird von Rechtsanwalt Erich von Ostrowski aus Sinzig vertreten. Als Zeugin sagte sie aus, dass der Angeklagte bei ihr wenige Tage nach der Tat „Müllsäcke nachgefragt hat“. Sie habe ihm daraufhin feste, durchsichtige Plastiktüten gegeben. Mit Backofenspray, das er ebenfalls gerne haben wollte, konnte sie nicht aushelfen.

Der Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt. (jr)