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Limousin-RinderzuchtAufs Rind gekommen

Lesezeit 3 Minuten

Dirk Krückeberg züchtet seit Jahrzehnten Rinder. (Alle Bilder: Daub)

RÖSRATH – Wenn seine Klassenkameraden in den Schulferien verreisten oder sich am Badesee vergnügten, hatte Dirk Krückeberg nur eins im Kopf: „Ich wollte in den Stall.“ Schon sein Kommunionsgeld gab der Rösrather nicht für Spielzeug oder Kleidung aus, sondern - für ein Rind. Und an dieser Leidenschaft hat sich bei dem 39-jährigen diplomierten Landwirt und Ingenieur der Lebensmitteltechnologie bis heute nichts geändert.

Dabei stammt Krückeberg nicht etwa aus einer jahrhundertealten Bauern-Dynastie: Vater Fritz hat Konditor gelernt. „Aber er hatte halt Spaß an Tieren“, lautet des Sohnes einleuchtende Erklärung für das, was die Familie sich seit Mitte der 1970er Jahre aufgebaut hat. Angefangen hat es auf 17 Hektar mit einem Pferd und zwei Schafen. „Und dann sind wir aufs Rind gekommen“, sagt Krückeberg. 1976 kam das erste Limousin-Pärchen auf den Hof in der Wahner Heide. Heute grasen auf 55 Hektar Grün- und Ackerland entlang der Wasserscheide Rhein-Sülz im Durchschnitt 120 Limousins.

„Purer Luxus“, sagt Krückeberg mit einem Augenzwinkern, als er einem dieser luxuriösen Tiere einen Apfel reicht. Behutsam nimmt Jungbulle Baltasar das Stück Obst mit den Lippen auf - und spuckt es aus. Krückeberg zuckt mit den Schultern: „Die sind halt verwöhnt. Da war wohl ne faule Stelle drin“, sagt er, schneidet sie sorgsam heraus und bietet den Apfel nochmals an - diesmal ist das Rind gnädig.

Baltasar ist, wie Dirk Krückeberg stolz sagt, „ein aufsteigender Stern“, hat auf der Kreistierschau in Lohmar gute Wertungen erhalten. Genau wie die zwölf Jahre alte Navabonde: „Sie wiegt fast eine Tonne und hat viele erfolgreiche Zuchttiere in die Welt gesetzt“, sagt Krückeberg und tätschelt Navabonde anerkennend den stattlichen Bauch. Die Kuh steht wiederkäuend auf der Wiese und scheint ihren Ruhm recht gelassen hinzunehmen.

Bauer Krückeberg ist sich der Krise der Landwirtschaft wohl bewusst: „Es geht nicht nur den Milchbauern schlecht“, sagt er, „die Situation ist definitiv schwierig. Aber wir lassen uns davon keine Angst einjagen.“ Statt über schlechte Bedingungen zu jammern, versucht Krückeberg, sie zu verbessern. Dafür reist er jährlich mindestens 20 000 Kilometer durch ganz Europa, zu Tierschauen, hält sich auf dem Laufenden - und gibt seinen Rindern nur das Beste: bestes Futter, bestes Streugut, und jede Menge Streicheleinheiten.

„Zuchtvieh aus der Wahner Heide?“ Die erstaunte Frage werde ihm oft gestellt. „Hier sind Kühe ja eher als fleißige Helfer und Heidepfleger bekannt“, sagt er. Seine Tiere machen das aber nur „nebenberuflich“. Die Vermarktung erfolgt zu 30 Prozent über die Mästung und Schlachtung, zu 70 Prozent über die Zucht - für Top-Exemplare bekommt Krückeberg schon mal den Preis eines Kleinwagens.

Kein Wunder, dass der Landwirt sich mit den Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2009 „sehr zufrieden“ zeigt. Er weiß aber, dass er „immer dranbleiben“ muss, um den Erfolg sicherzustellen. „Wir sind mit dem Standort hier in der Wahner Heide sehr verbunden, aber er verlangt ein hohes Maß an Innovation und nachhaltigem Wirtschaften“, sagt er. Und verrät sogar das Geheimnis, warum seine Rinder so friedlich und geradezu verschmust sind: „Sie lieben Pflaumen und lassen sich damit gerne bestechen.“