Mainzelmännchen ohne Mützenzwang

So sehen die neuen Mainzelmännchen aus: Berti, (v.l.) Anton, Det, Fritzchen, Conni und Edi.
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MAINZ. Das Ende einer Ära dämmert herauf: Bei den Mainzelmännchen fällt der Mützenzwang. Nur noch vier der sechs quirligen Kultfiguren, die zwischen den Werbespots des ZDF ihr meist witziges Unwesen treiben, treten künftig mit Zipfelmütze auf. Edi und Fritzchen dagegen - immer schon ein wenig rebellisch - waren beim Frisör und lassen deshalb die Kopfbedeckung demnächst daheim.
Das allerdings ist nicht die einzige Veränderung bei den Mainzelmännchen. Nach über 40 Jahren im Einsatz sind die dienstältesten Mitarbeiter des ZDF reif für eine Typveränderung - die zweite seit dem Sendestart am 2. April 1963. Witziger, fitter, frecher und schlanker sollen die sechs Männlein werden und damit mehr dem Zeitgeist entsprechen. Statt Latzhosen und Kittelschürzen tragen die fröhlichen Jungs nun Low-Hip-Jeans (die knapp über dem Gesäß hängen), Polohemden und Pullover. Die Farben werden intensiver, die Frisuren wuscheliger.
Doch nicht nur äußerlich haben sich die sechs weiterentwickelt. Auch ihre Charaktereigenschaften passen nun besser zum Zeitgeist (und dem werberelevanten Publikum). Der Zuschauer erfährt zudem nun endlich Genaueres über die Lebensumstände der kleinen Mainzer. Sie wohnen als lustig-kichernde Jungen-WG in einem Haus, in dem jeder ein eigenes, individuell gestaltetes Zimmer besitzt.
Der „Schöngeist“ Edi zum Beispiel hat sein Zimmer entsprechend seinen Vorlieben mit Sinn für Wellness und Ästhetik eingerichtet. Bei Fritzchen, dem „dynamischen Trendsportler“, liegen Hanteln, Outdoor-Schlafsack und Fahrrad herum. Conni dagegen lebt im Chaos - Ehrensache als „innovativer Rapper“. Berti wiederum hat sein Reich mit Laptop und aufgeräumtem Schreibtisch eingerichtet. Er ist nun ein „Webmaster“ und „Hacker“ - früher sah man ihn fast immer nur mit dem profanen Schraubenzieher werkeln.
Anton, der mollige Genießer, hat etwas abgenommen, ansonsten aber gibt er nach wie vor den Lebemann mit einem Hang zum „Konsumfetischisten“. Entsprechend ist sein Zimmer voll gestopft mit den neuesten Produkten. Der einzige, der sich nur wenig verändert hat, ist der schlaue Det mit seiner runden Brille und der weißen Mütze. Er ist und bleibt der Chef in der Mainzel-WG, und in seinem Zimmer haben nur ein Bett und Bücher Platz.
Von der grafischen und inhaltlichen Überarbeitung seines Markenzeichens „Mainzelmännchen“ erhofft sich das ZDF, Anschluss zu finden an die neue „Ästhetik und veränderte Sehgewohnheiten“ bei der Werbung. Dadurch sollen neue Werbekunden gewonnen werden. Vor allem solche, die auf jüngere Zielgruppen setzen, sagt Chef-Designer Alexander Hefter.
Eine Zielgruppe scheinen die Macher der Mainzelmännchen aber vergessen zu haben. Denn nach wie vor bleibt die „sechsköpfige Boygroup“ (ZDF) unter sich. Mainzelmädchen, wie sie bereits im ZDF-Kinderprogramm „tivi“ zu sehen sind, wird es im Werbefernsehen - vorerst - nicht geben.