Michael Di NataleEin eiskaltes Saisongeschäft
MÜLLENBACH – Michael Di Natale hat nicht mitgezählt, wie oft er von Streifenwagen gestoppt wurde. Seit 40 Jahren ist der Müllenbacher Eismann im Kreis unterwegs. Generationen von Oberbergern haben sich mit Di Natales Eiscreme erfrischt. Und Generationen von Polizisten.
„Meinen Führerschein wollten sie noch nie sehen“, berichtet der 64-Jährige lächelnd. „Alle wollten immer nur ein Eis.“
Anfang der 70er Jahre rüstete das Ehepaar Di Natale den ersten Renault R 5für den mobilen Verkauf um. Zwei Jahre später folgte ein R 4. Im allerersten Kofferraum fanden zwei Kübel Platz: der eine für Schokolade, der andere für Vanille. Mehr Sorten bot der Eismann noch nicht an.
„Eis aus einem Auto zu verkaufen - das kannte damals niemand“, erinnert sich Brigitte Di Natale, eine gebürtige Gummersbacherin.
Doch die Oberberger lernten den italienischen Service schnell zu schätzen. Wenn Michael und Brigitte Di Natale in die Dörfer fuhren und mit der Handglocke läuteten, kamen sie vor die Haustür. Zwischenzeitlich versuchten sich zwar andere Oberberger im Geschäft mit den fahrenden Eisdielen. „Doch nur wir haben überlebt“, sagt Sohn Luca stolz.
Wie so viele Italiener hatte auch Michael Di Natale zuerst ein richtiges Eiscafé. Vier Jahre nachdem er nach Deutschland gekommen war, eröffnete er sein Lokal im Aggerbad Dieringhausen. Bald stellte sich heraus, dass die mobilen Eisdielen viel ertragreicher waren. Also konzentrierte sich die Familie aufs fahrende Geschäft. In Müllenbach wurden die Di Natales heimisch. Den ersten beiden Renaults folgten bald die bekannten orangen VW-Kugelbusse, zu Spitzenzeiten fuhren vier Di-Natale-Wagen durch Oberberg.
Der Preis pro Bällchen stieg von anfangs 15 Pfennig auf heute 60 Cent. „Auch das Angebot ist immer größer geworden“, berichtet Luca Di Natale, der an den Wochenenden als Fahrer aushilft - weil's Spaß macht. Heute beherbergt die Kühltheke 14 Sorten, aus denen auf Wunsch 25 verschiedene Eisbecher gezaubert werden. Frische Sahne gibt s dazu. Die Eissorten bereitet Michael Di Natale täglich frisch zu, jeden Morgen ab 3 Uhr steht er zu Hause in der Eisküche. „Keine einfache Arbeit“, sagt Brigitte Di Natale.
Ihr Jahresgeschäft muss die Familie zwischen April und Oktober machen. Dann sind sie bis abends unterwegs.
Eine Kollision mit einem OVAG-Bus war das schlimmste Ereignis in 35 Jahren. „Am schönsten ist, dass uns die Oberberger so treu sind“, sagt Brigitte Di Natale: „Unsere ersten Kunden kaufen heute für ihre Enkel bei uns Eis.“
Wie lange die Di Natales noch Eis verkaufen, wissen sie nicht. „Am liebsten würde meine Tochter Gina das Geschäft übernehmen“, sagt Luca Di Natale. Doch die ist erst zwölf Jahre alt.