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Mit norddeutscher Gelassenheit

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BORNHEIM. Nein, eine „Zentnerlast“ sei ihm nicht vom Herzen gefallen, als er hörte, dass er zum Bürgermeisterkandidaten der CDU Bornheim gekürt worden ist. Dem Abstimmungsergebnis entgegenfiebern und dann freudestrahlend die Faust ballen - diese Art von Emotion scheint Manfred Schier fremd. „Ich habe das Ergebnis mit positiver Grundstimmung vernommen“, beschrieb er gestern seinen Gemütszustand. „Es ist ein klares Signal für das Wahljahr.“ Punkt, aus. So haben die CDU-Mitglieder ihren künftigen Spitzenkandidaten auch am Montagabend erlebt: präzise, professionell, rhetorisch schnörkellos, aber auch norddeutsch-kühl.

Mit 119 zu 43 Stimmen setzte sich der parteilose Beigeordnete gegen Hans-Werner Söntgen (42) aus Walberberg überraschend klar durch (Rundschau von gestern). Die Vorstellungsrunde der Bewerber verlief zügig, und ihre Ziele unterschieden sich nur marginal. Die ländliche Struktur der Stadt mit ihren 14 Orten erhalten, den Haushalt auf eine solide Grundlage stellen, Gewerbeentwicklung vorantreiben - das waren die wesentlichen Punkte.

Söntgen („Bürgermeister Wilfried Henseler ist mein Vorbild“) warf seine Erfahrung als Verwaltungsleiter in einer Bundesbehörde in die Waagschale und hob seine Verwurzelung im Vorgebirge hervor. Schier konnte hingegen auf „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit der CDU als Verwaltungsmann in Flensburg und als Beigeordneter mit Schwerpunkt Stadtentwicklung / Wirtschaftsförderung / Hoch- und Tiefbau / Umwelt in Bornheim verweisen. Und das dürfte letztlich ausschlaggebend für das Ergebnis gewesen sein: die Erfahrung im Zusammenspiel von Verwaltung und Politik. Hinzu kommt, dass sich Söntgen nicht so geschickt wie Schier verkaufte. So wurde ihm zum Beispiel das Geständnis, dass er selbst nicht über „Insiderwissen in der Bornheimer Verwaltung“ verfüge, sich dieses aber schnell aneignen könne, eher als Schwäche ausgelegt. „Manfred Schier hat die größere fachliche Qualifikation, das konnte ich nicht verschweigen. Ich wollte von Anfang an offen und ehrlich sein“, sagte der Walberberger CDU-Vorsitzende gestern. Die Enttäuschung über die klare Niederlage habe sich bei ihm in Grenzen gehalten.

„Es gab zwei gute Kandidaten. Jeder wäre der Richtige gewesen - aber es kann nur einer siegen“, sagte Bürgermeister Henseler, der Schier gratulierte und Söntgen tröstete: „Er ist noch jung, er hat noch so viele Chancen im Leben, neue Aufgaben zu übernehmen.“

Dass Schier (verheiratet, zwei Töchter) kein Parteimitglied ist, fiel bei der Kandidatenkür weniger ins Gewicht. „Die CDU hat gezeigt, dass sie nicht nach Parteibuch, sondern nach Qualifikation entscheidet“, so Stadtverbandschef Dieter Müller. Die Frage der Parteimitgliedschaft habe für ihn nie im Vordergrund gestanden, sagte Schier. Er machte aus seiner Nähe zur Partei allerdings keinen Hehl. Einen Eintritt zu einem späteren Zeitpunkt hält er für denkbar. „Ich bin nach Bornheim gekommen, um Beigeordneter zu werden, nichts anderes“, erklärte der 45-Jährige. Erst als er von der CDU („Sie hat mich herzlich aufgenommen“) gefragt wurde, kam er auf den Gedanken, seinen Hut in den Ring zu werfen.

Das war im Spätsommer. Da standen mit Hans-Werner Söntgen, Klaus Breil und Hermann-Josef Meiswinkel bereits drei andere Bewerber in den Startlöchern. Breil und Meiswinkel zogen ihre Bewerbung zurück, als sie merkten, dass sie kaum Chancen hatten. Bei einer Probeabstimmung von Vorstand und Fraktion belegten Meiswinkel und Breil nur den dritten beziehungsweise vierten Platz.