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MMC in HürthWerden Studios zur Geisterstadt?

Lesezeit 3 Minuten

Die MMC-Studios in Hürth (Archivbild: Gauger)

Hürth – Zum Ende des Jahres ist in Hürth Schluss mit der Magic Media Company (MMC). Der Mietvertrag ist gekündigt, die zuletzt verbliebene TV-Produktion „Danni Lowinski“" wird nach Köln-Ossendorf ins Coloneum geholt, ebenso wie die bislang noch in Hürth verbliebenen MMC-Mitarbeiter.

Doch was passiert nun mit dem rund 100 000 Quadratmeter großen Areal zwischen Hasenkaule, Hans-Böckler-Straße und Bundesbahnlinie, bislang Teil des größten Studio- und Fernsehgeländes in Europa? Was wird aus den Hallen, in denen sich in den letzten 20 Jahren seit Gründung der MMC Stars aus Film und Fernsehen die Klinke in die Hand gegeben haben? Wo unter anderem Hans Meiser und Ilona Christen getalkt haben?

In der Stadtverwaltung scheint man von der Entwicklung überrascht worden zu sein. Bürgermeister Walther Boecker, zurzeit im Urlaub, sprach auf Anfrage von einem „heftigen Schlag“ für die Stadt. Er habe zwar schon vor seinem Urlaub von der Sache gehört, aber von den durch die Kündigung des Mietvertrages nun geschaffenen Fakten hatte er wohl noch nichts erfahren. Angesprochen auf die vertragliche Klausel, nach der sich MMC mit dem Ausschluss der Nachnutzung des Geländes als Film- und Fernsehproduktionsstätte etwaige Konkurrenten vom Hals schaffen will, erklärte Boecker: „Das wäre ja wirtschaftlich völliger Blödsinn. Was soll man denn sonst mit dem Gelände anfangen?“ Sollte es bei dieser vertraglichen Einschränkung bleiben, kündigte der Hürther Verwaltungschef ein Einschreiten an: „Da würden wir dann als Stadt mit aufs Spielfeld gehen.“

Allerdings scheint die Medienbranche gar nicht so erpicht darauf zu sein, die 13 bald leer stehenden Studios zu übernehmen. Zumindest der direkte Mitbewerber Nobeo, der seine TV-Studios nur wenige hundert Meter von Kalscheuren entfernt am anderen Ende der Hürther Medienmeile in Efferen betreibt, gibt sich zurückhaltend. Auf Anfrage erklärte Organisationsleiter René Steinbusch, die großen Nobeo-Studios seien zwar ausgelastet, doch bei den kleineren Hallen wären durchaus noch Kapazitäten frei. Dringenden Bedarf für weitere Hallen, die aufgrund ihres Alters zudem nicht mehr unbedingt dem modernsten Standard entsprächen, sieht er nicht: „Wir verfügen noch über ein rund 1000 Quadratmeter großes Außengelände, das wir noch nutzen könnten.“ Bei Nobeo will man erst einmal die weitere Entwicklung abwarten, auch in Bezug auf den MMC-Standort in Köln. Für die Branche jedenfalls sei die Schließung des Hürther MMC-Standortes nicht dramatisch, auch weil sich dort in Steinbuschs Augen schon länger nicht mehr viel abgespielt hätte: „Das ist doch schon seit Jahren eine Geisterstadt.“

Vonseiten der Politik verfolgt man die Entwicklung allerdings mit sorgenvollerem Blick. So erklärt der Hürther SPD-Fraktionsvorsitzende Bert Reinhardt: „Der Wegzug ist ein großer Verlust.“ Die Entwicklung der Stadt zu einem bedeuteten Medienstandort sei eng verbunden mit dem Engagement von MMC. Derzeit seien rund 3500 Menschen in 80 Medienunternehmen am Standort Hürth beschäftigt. Daher müssten aus Sicht der SPD nun Maßnahmen getroffen werden um negative Begleiterscheinungen für andere Medienunternehmen zu verhindern. Reinhardt erwartet, dass die Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung nun unverzüglich mit dem Eigentümer des Geländes, dem Immobilienfonds Köln-Ossendorf-Hürth I GbR (vormals ein Oppenheim-Esch-Fonds) über die Neuansiedlung von Unternehmen verhandelt. Nach Rundschau-Informationen ist der Immobilienfonds als Eigentümer gewillt, auf dem Gelände zukünftig Medien-Unternehmen anzusiedeln.