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MotorbootbesitzerAuf der Bevertalsperre zuhause

3 min

Entspannt sitzt Rainer Lonnemann am Steuerrad eines kleinen Motorbootes und beobachtet das Treiben auf dem Wasser. Der Dieselmotor tuckert gemütlich, Segelboote gleiten lautlos vorbei, ein älterer Herr an der Ruderpinne grüßt, Linnemann grüßt zurück. Blauer Himmel, eine Brise von drei Windstärken - auf der Bevertalsperre herrscht heute ideales Segelwetter.

Während Badegäste, Camper und Wassersportler ihren Urlaub genießen, hat Lonnemann gut zu tun. Der 53-Jährige ist Inhaber der „Schule für Sportschiffer“ - jetzt ist Hauptsaison. „Morgens machen wir Theorie, ab 14 Uhr wird gesegelt“, erklärt er.

Die Schule an der Bever bietet die ganze Vielfalt der Ausbildung - vom Jüngsten-Segeln über Anfängerkurse und sportliches Segeln mit Trapez und Spinnaker bis zum Sporthochseeschifferschein. Den allerdings kann man nicht auf der Bever erwerben. „In der Hauptsaison haben wir bis zu 15 Helfer im Einsatz“, sagt Lonnemann. Die Boote der Schule reichen von den Optimist-Jollen über Jugendjollen wie dem 420er bis zum kleinen Kajütkreuzer. Die Boote können auch gemietet werden, gegen Vorlage des Binnen-Segelscheins. Wem die Bever zu klein geworden ist: Am Ijsselmeer liegt eine Dehler 34, eine hochseetüchtige Yacht. Die Motorbootausbildung findet auf dem Weser-Datteln-Kanal statt, auf der Bever sind Motorboote untersagt - von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Auf dem Wasser übt der Segelnachwuchs Wenden und Halsen. „Sollen wir jetzt Mann-über-Bord-Manöver machen?“ fragt ein junger Segellehrer. „Ihr könnt mit dem Boje-über-Bord-Manöver anfangen“, korrigiert ihn Lonnemann. Der Unterschied: „Mann über Bord“ ist der Ernstfall, „Boje über Bord“ heißt die Übung. Die Kunst liegt darin, das Segelboot so schnell und so sicher wie möglich an einer schwimmenden Boje zum Stehen zu bringen, um im Ernstfall einen Segler, der ins Wasser gefallen ist, wieder auffischen zu können. Zur eigenen Sicherheit müssen alle Segelschüler eine Schwimmweste tragen. Auch wenn die Bever nicht sehr groß ist, „Segeln lernen kann man hier wunderbar. Nur am Wochenende wird es manchmal ein bisschen voll“, meint der braun gebrannte Seebär.

Lonnemann selbst kam zum Segeln über einen „dummen Zufall“. „Als Zehnjähriger haben meine Eltern mir ein Faltboot gekauft, doch paddeln fand ich doof. Also bekam ich für das Boot ein Segel und bin prompt damit gekentert. Der DLRG hat mich an Land geschleppt - und dann hat mich einer gefragt „willst Du in ein richtiges Boot?“ Linnemann wollte und war fortan mit dem Segel-Bazillus infiziert. Der Hobbysegler kam viel herum: englische und französische Nordseeküste, Mittelmeer, die Azoren - ja sogar die afrikanische Westküste. Vor sieben Jahren beschloss er, das Hobby zum Beruf zu machen und gründete die Schule für Sportschiffer. Der einzige Wermutstropfen: „Zum privaten Segeln komme ich gar nicht mehr - das ist schade.“

www.schule-fuersportschiffer.de