Neuer Name für DHBDie Hausfrau hat ausgedient

Die Hausfrau ist kein Heimchen am Herd, meint der DHB. (Bild: dpa)
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BONN - Die Hausfrau ist tot - es lebe die oder der"Haushaltsführende". Über Jahrzehnte kämpfte der DeutscheHausfrauenbund (DHB) für die Belange der Frauen am Herd und amBügeltisch. Nach mehr als 90 Jahren ist auch bei ihm Schluss mit demtraditionellen Rollenbild. Die Hausfrau wird verbannt: DerDachverband mit Sitz in Bonn heißt künftig "DHB - Netzwerk Haushalt,Berufsverband der Haushaltsführenden". Das soll auch klarmachen, dassHausarbeit ein Beruf ist und zudem geschlechtsneutral, nicht mehr nurFrauensache.
Der alte Name sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, sagt diestellvertretende Verbands-Präsidentin und Geschäftsführerin, ElkeWieczorek. "Wir waren im Erklärungsnotstand. Es hat uns auch immererschreckt, wie Hausfrauen in den Medien dargestellt werden.Haushaltsarbeit ist eine qualifizierte Berufsarbeit."
Meist nur noch ältere Mitglieder entsprechen heutzutage demklassischen Bild der Nur-Hausfrau. Immer mehr Frauen sind aucherwerbstätig. Inzwischen sind auch Männer unter den Mitgliedern.Ausdrücklich tritt der Verband für eine partnerschaftliche Teilungder Hausarbeit ein. Vor allem die "Beköstigungsarbeit" wie Einkaufen,Kochen und Spülen erfolge aber meist immer noch nach traditionellerRollenverteilung, auch wenn die Frau erwerbstätig ist, erklärtWieczorek. Im Schnitt beteilige sich nur etwa die Hälfte der Männeran diesen Aufgaben, heißt es in Studien.
Der Verband kämpft gegen die Herabsetzung von Hausfrauen imVergleich zu erwerbstätigen Frauen und ein schlechtes Image derHausarbeit. "Ziel ist die gesellschaftliche und soziale Aufwertungder unbezahlten Haus- und Familienarbeit als unverzichtbare,qualifizierte Berufsarbeit." Laut Bundesverwaltungsgericht istHausfrau zwar keine Erwerbstätigkeit, aber ein anerkannter Beruf."Eine Hausfrau ist also berufstätig", betont Wieczorek.
Dennoch sind blöde Sprüche über Hausfrauen nach wie vor gang undgäbe. Im Internet führen Erkundungen zum Begriff Hausfrau schnell zueinschlägig nymphomanisch orientierten Nachfolgern des "Hausfrauen-Reports" wie etwa zur "einsamen Hausfrau, die ein wenig Abwechslungsucht". Auch deshalb war es wohl überfällig, dass sich der Verbandvon einem Namen trennt, der mehr bespöttelt wird, als er ansprechendist. Auch die Aktionen des Verbands spiegeln sich im alten Namennicht wider.
Mit dem von der Außenwelt isolierten "Heimchen am Herd" oderAnleitungen zum Häkeln ist da nichts. Küche heißt moderne, gesundeErnährung, da wird viel Aufklärungsarbeit geleistet. Ebenso geht esum soziale Fragen wie Teilzeit oder Alterssicherung sowie umSuchtgefahren, Energiesparen oder Gentechnik. Der Haushalt werde oftnicht richtig und effektiv gehandhabt, klagt Wieczorek. Beim Kochenund Saubermachen ließen sich viel Zeit und Geld sparen, wenn man sichfortbilde. Ein Ziel sei es auch, an Schulen Haushaltskompetenzen zuvermitteln.
Der 1949 aus lokalen Hausfrauenvereinen neu formierte Bund zähltheute etwa 60 000 Mitglieder, die meist in Ortsverbänden tätig sind.Als Berufsorganisation vertritt er als Arbeitgeberverband die Belangeder hauswirtschaftlichen Berufsbildung und ist auch Tarifpartner derGewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für hauswirtschaftlicheAngestellte. Der frühere Hausfrauenbund war 1915 gegründet worden.(dpa)