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NeurochirurgieFarbe „verrät“ die Krebszellen

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Je zielgenauer die Operation, umso länger die Überlebenszeit und umso größer die Lebensqualität. Dies trifft in ganz besonderem Maße bei der Entfernung bösartiger Hirntumoren zu. In einem unübersichtlichen OP-Gebiet das gesunde vom kranken Gewebe abzugrenzen - das ist die eigentliche Kunst des Chirurgen. An der Kölner Uniklinik kommt unter Leitung von Professor Dr. Roland Goldbrunner neuerdings ein Verfahren zum Einsatz, mit dem sich das Tumorgewebe präziser als mit herkömmlichen Methoden erkennen und anschließend entfernen lässt. „Wir können die Überlebenszeiten der Patienten dadurch deutlich verbessern“, sagt Goldbrunner, der erst vor wenigen Tagen sein Amt als neuer Direktor des Zentrums für Neurochirurgie angetreten hat.

Drei Stunden vor der so genannten fluoreszenzgestützten Hirntumor-Operation müssen die Patienten ein flüssiges Medikament zu sich nehmen, das die Tumorzellen orange-rosa einfärbt, so dass sie unter einem stark vergrößernden Mikroskop mit speziellen Lichtquellen leicht zu identifizieren sind. Über eine Schädelöffnung wird das kranke Gewebe anschließend sowohl mit bipolaren Strompinzetten weggeschnitten als auch ergänzend mit einem Ultraschall-Aspirator fein zertrümmert und abgesaugt.

In etwa 75 Prozent lasse sich der Tumor auf diese Weise gut entfernen, berichtet der Neurochirurg. Allerdings: Einige Tumorzellen bleiben immer zurück, so dass sich die Patienten zusätzlich noch einer Strahlen- und Chemotherapie unterziehen müssen, um die restlichen bösartigen Zellen möglichst lange „in Schach“ zu halten.

Bereits an der Uniklinik München, wo Goldbrunner zuletzt als Leitender Oberarzt tätig war, hat der Neurochirurg rund 150 Fluoreszenz-Resektionen durchgeführt. In Köln nahm er in dieser Woche bei einem 27-Jährigen die erste Operation dieser Art vor. Der junge Mann litt an einem bösartigen Hirntumor mit fünf Zentimetern Durchmesser.

Das Verfahren, seit 2003 in München entwickelt, kommt bundesweit erst an etwa zehn Zentren zur Anwendung. An der Kölner Uniklinik werde die Methode ab sofort bei bösartigen Hirntumoren routinemäßig eingesetzt, so Goldbrunner. Für den Wechsel von München nach Köln habe er sich wegen der „sehr guten“ Forschungsvoraussetzungen durch das Centrum für Integrierte Onkologie Köln-Bonn (CIO) sowie das Max-Planck-Institut für Neurologie und wegen der ebenfalls guten interdisziplinären Vernetzung der medizinischen Fachgebiete entschieden, so der Hochschulmediziner. Ab Herbst werden dem neuen Klinikchef noch zwei Oberärzte und zwei Assistenzärzte aus München und Würzburg an die Kölner Uniklinik folgen.

In die Modernisierung der apparativen Ausstattung für die Neurochirurgie, die Patienten aus dem Linksrheinischen weit über die Stadtgrenzen hinaus versorgt, hat die Klinik nach Worten Goldbrunners rund drei Millionen Euro investiert. „Wir haben für die neurochirurgischen Operationen die weltbesten Mikroskope bekommen.“ Rund 1700 Patienten im Jahr, darunter auch Kinder, will der gebürtige Bayer behandeln. Abgesehen von der Operation bösartiger Hirntumoren gilt er als Spezialist auf dem Gebiet der Schädelbasischirurgie, der Wirbelsäulenchirurgie und Gefäßneurochirurgie.