Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

NRW errichtet erstes Erziehungscamp

Lesezeit 2 Minuten

Düsseldorf - Nordrhein-Westfalen wird bereits in dennächsten Wochen das erste Erziehungscamp für straffällig gewordeneJugendliche in Bedburg-Hau (Kreis Kleve) einrichten. Das gabenJugendminister Armin Laschet und Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) am Sonntag bekannt, nachdem sich zuvor beideMinisterien gegenseitig widersprochen und zum Teil falscheOrtsangaben gemacht hatten. So hatte Laschet noch am Samstag erklärt,das Camp werde in Neukirchen-Vluyn für 25 Jugendliche zwischen 14 und18 Jahren eingerichtet.

Im Vergleich zu diesen Plänen bedeutet die nun geplanteEinrichtung in Bedburg-Hau eine abgespeckte Variante. Dort seienzunächst nur Plätze für acht Kinder im Alter zwischen zwölf und 15Jahren geschaffen werden, heißt es in einem am Sonntagveröffentlichten Papier beider Ministerien. Träger sei die EJFKaiserwerther Jugendhilfe gGmbH. Erst in einer zweiten Ausbaustufesollen auch ältere Straftäter hinzukommen.

"Solche Erziehungscamps, in denen jugendliche Täter mit strengenRegeln, Sport, Disziplin, Arbeit und Verhaltenstraining wieder einenWeg in die Gesellschaft finden, sollen auch an anderen Orten inNordrhein-Westfalen entstehen", heißt es in dem Papier weiter. BeideMinisterien lehnten jedoch Einrichtungen nach US-amerikanischemVorbild, in denen Jugendliche zum Teil gedemütigt werden, ab. InBedburg-Hau soll die Flucht von Jugendlichen beispielsweise nichtdurch Mauern oder Zäune, sondern durch intensive Betreuungverhindert werden.

Jedem Jugendlichen stünden rechnerisch 0,9 Betreuer gegenüber,sagte eine Sprecherin des Jugendministeriums. Im Rahmen einesbesonderen Sicherheitskonzept würden auch die örtlichenPolizeidienststellen einbezogen. Bauliche Sicherungsmaßnahmen gebe esnur in dem Umfang, wie sie zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vorsich selbst unabdingbar sind und der Sicherung des Eigentums dienen.

Die Einrichtung solcher Camps soll durch ein Bündel weitererMaßnahmen flankiert werden, um wirksam der Jugendkriminalitätentgegen zu treten. Unter anderem will Nordrhein-Westfalen einen sogenannten Warnarrest für Jugendliche als zusätzliches Instrumentinstallieren. Für Täter im Alter zwischen 18 und 21 Jahren solltevorrangig Erwachsenenstrafrecht angewandt werden, forderten die NRW-Ministerien.

Das Konzept der Landesregierung stieß bereits am Wochenende aufbreite Kritik. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, SylviaLöhrmann, warf der Regierung Versagen und Populismus vor. Statt immerwieder auf Jugendstraftaten zu reagieren, müsse es eine wirksamePrävention und vor allem gleiche Bildungschancen für alle Kindergeben, forderte sie. Die Partei Die Linke in Nordrhein-Westfalen hältdie Diskussion um Erziehungscamps für eine "Phantomdebatte".Gewaltakte Jugendlicher hätten in den vergangenen Jahren nichtzugenommen.

Die Lehrergewerkschaft VBE kritisierte, die Debatte solleoffenbar davon ablenken, dass die Mittel für die Jugendhilfe in NRWin den vergangenen Jahren rigide gekürzt worden sind. Die FDPbekräftigte ihre Linie, wonach eine konsequente Strafverfolgung, aberkein militärischer Drill erfolgen soll.(dpa)