Oldtimer-SammlungGoliath, Borgward, Lloyd und Matador

Kurt Sebitzer sammelt alte Nutzfahrzeuge. (Bild: Daub)
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Bergisch Gladbach – Das laute Knattern des Motors gehört dazu, unbedingt. Direkt beim ersten Versuch springt die Zündung des Zweitakters an, der grüne Lloyd LT 600 summt und brummt wie in seinen besten Tagen.
Kurt Serbitzer ist zufrieden mit diesen Geräuschen: „Diese Autos müssen regelmäßig bewegt werden.“ Ansonsten könne doch mal was drankommen an seine Schätze, und das wäre ja schade. Wer rastet, der rostet, gilt besonders für historische Gefährte.
Ein Besuch bei dem 68 Jahre alten Kfz-Meister im Ruhestand ist eine Zeitreise in die 1950er und 1960er Jahre. Serbitzers Spezialitäten sind dabei keine dieser handelsüblichen Oldtimer. Es sind Nutzfahrzeuge von anno dazumal, heute nahezu ausgestorben: Da gibt es den Lloyd LT 600, Baujahr 1961. Den Klein-Lkw „Tempo Matador“, Baujahr 1963. Den „DKW Schnelllaster“, Baujahr 1955. Das motorisierte Last-Dreirad „Goliath“ GD 750, Baujahr 1953 und den Borgward-Lkw B 2500. Plus drei Unimogs aus den 1950er Jahren. Und alle sind sie fahrbereit. Eigenhändig schraubt Serbitzer an seinen Retro-Lastern, wenn es doch mal klemmen sollte. „Bis auf das Polstern der Sitze mache ich alles selber“, sagt er stolz.
Den Lloyd, ein Automobil aus der legendären Borgward-Schmiede, hat Serbitzer irgendwo in Bremerhaven aufgetan. „In einem bemitleidenswerten Zustand“, sagt er. Bleche abgeschraubt, Motor zerlegt, alles angerostet: Der Vorbesitzer war an der Restaurierung grandios gescheitert und wollte den kläglichen Rest schon Richtung Müllkippe entsorgen. Dann meldete sich Serbitzer: Er nahm sich über Wochen und Monate Zeit und setzte das übrig gebliebene Gerippe aus Holz wieder originalgetreu zusammen. Herausgekommen ist ein schnuckliges Gefährt, das einen angenehm unaufgeregten Eindruck macht. Schneller als 50 Kilometer pro Stunde fährt der Lloyd nicht, aber das muss er auch nicht. Dass der Lloyd einst ein gängiger Transporter im Straßenbild war, ist für Jüngere dabei kaum vorstellbar: Zu klein wirkt das Modell für heutige Verhältnisse.
Der „Schnelllaster“ Marke DKW ist erst vor drei Wochen bei ihm angekommen. In Remscheid, also fast um die Ecke, hat Serbitzer das extrem rare Stück aufgetan, ein Zufallsfund. Da hatte er aber schon einige erfolglose Kauf-Anläufe unternommen. „Trümmerhaufen und Schrott“, beschreibt er diese trostlosen Rost-Laster. „Da ist meistens nichts mehr zu retten.“ Bei einem dieser Modelle sei sogar das Außenchassis schon am Zerbröseln gewesen. „Von so etwas lasse ich lieber die Finger.“
Einige kleine Rostblüten sind zwar dran an seinem neuen „Schnelllaster“, aber Serbitzer will nicht klagen: „Nach einer halben Woche Schrauberei war das Auto schon wieder fahrbereit.“ Beim Zusammenschrauben zerlegter Laster ist der Gladbacher übrigens sehr beschlagen: Auch den Borgward hat er auf diese Weise nach Hause überführt. Gefunden hat ihn Serbitzer in einem abgelegenen Nest in der ehemaligen DDR kurz vor Tschechien. Solche Glücksfunde lassen den Nostalgiker strahlen.
Mit den üblichen Personen-Limousinen, die so auf Oldtimertreffen gezeigt werden, kann Serbitzer nicht viel anfangen. Viel lieber sind ihm diese robusten Lastkutschen, die einst treu ihre Dienste für die Industrie verrichteten. Autos mit Seele und Herz sind es, die der Gladbacher nahezu jede Woche bei einer Oldtimer-Ausfahrt vorzeigt. Der Sammler selbst spricht von volkstümlichen Autos, die er hege und pflege. „Bei den Nostalgiefahrten klicken dann die Kameras“, weiß er - viel häufiger als bei den Sportwagen und Limousinen jener Zeit.