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Ouessant-LämmerKleinste Schafe groß im Trend

Lesezeit 3 Minuten

Keine50 Zentimeter werden die Mini-Schafe groß: Marita Flemm mit ihrer jüngsten Ouessant-Familie.(Fotos: Luhr)

Kürten – „Möh“. Der dunkelbraune, kaum zu bändigende Winzling ist erst ein paar Tage alt, aber er blökt wie ein Großer. Wobei: Groß ist relativ. Nicht ohne Grund nennt Marita Flemm ihre Ouessant-Lämmer liebevoll „Handtaschen-Schafe“, denn über eine Höhe von 47, 48 Zentimetern kommen die Tiere nicht hinaus. „Das liegt an ihrer Herkunft“, erklärt sie.

Auf der französischen Atlantik-Insel Ouessant sind die Schafe zu Hause: ein sturmumtostes, karges Eiland vor der bretonischen Küste, wo einem das Gras nicht ins Maul wachst wie hier in Enkeln bei Kürten. Sechs Mutterschafe, sechs Böcke und fünf Lämmer tummeln sich derzeit auf dem Grundstück von Flemms Oase neben den großen Weiden. „Sie sind total genügsam und halten die kleinen Gehege wunderbar sauber“, schwärmt die Hausherrin.

Rasenmäher für Stadtleute

Und genau das ist der Grund, warum die kleinsten Schafe der Welt im Moment ganz groß im Trend sind. „Wir verkaufen die Ouessants an Stadtleute mit Garten“, erzählt Marita Flemm und blickt von der Seeterrasse liebevoll zu den Zwergen mit dem dicken Fell und den zierlichen Klauen, die so zart sind, dass man sie mit der Nagelschere schneiden muss.

300 Quadratmeter Wiese bewirtschaftet so ein Schaf als Rasenmäher, „aber wir geben sie immer mindestens zu zweit weg“, erläutert Daniel Flemm. „Schafe sind Herdentiere, die brauchen Gesellschaft.“

80 bis 100 Euro kostet ein Tier. Marita: „Die Mädchen sind beliebter als die Jungs.“ Die gehen sogar brav an der Leine. Als Frauchen das vorführen will, zickt die Ouessant-Dame allerdings. Da erzählt Marita Flemm doch lieber von Bekannten in Refrath: „Die sind letztes Jahr mit ihrem Mini-Lamm Paul an der Leine zum Ostergottesdienst gegangen.“ Zu Hause lag Paul sogar schon mal im Bett - mit Windeln.

Während die verschmusten Mädels mit ihren Kleinen in der Nähe des Hauses bleiben, sonnen sich die Jungs auf der Weide. Ihr schönster Schmuck sind die markant gezeichneten Gesichter, gekrönt von prächtigen, gedrehten Hörnern, die sie wie kleine Steinböcke aussehen lassen. „Jumping Jack ist der Star“, findet Marita und deutet auf einen wahrhaft majestätisch Gehörnten. Doch auch der schwarzbraun gelockte Pedro ist ein Bild von einem Kerlchen.

Mit dem Trecker sind die Flemms auf ihre Koppeln gefahren. Während sich etwa 200 Schafe und ein paar Lamas um die dicken Landbrote balgen, die Daniel in der Baggerschaufel hergebracht hat, zittert Mandy vor Tatendrang und kann es nicht erwarten, „ihre“ Schafe zusammenzutreiben. Der Harzer Fuchs ist der ganze Stolz der Familie, ein altdeutscher Hütehund, eine vom Aussterben bedrohte Rasse. Die zweieinhalb Jahre alte Hundedame ist eine anstrengende Schönheit: Immer in Bewegung, voll ungestümer Energie. „Das Hüten liegt ihr im Blut“, erklärt Frau Flemm. „Aber sie muss noch lernen, es richtig zu machen.“ Manchmal zwickt sie ihre Schützlinge aus Übereifer ein bisschen arg in den Schinken . . .

Da sind die Lamas erheblich sanfter. „Ja, Lamas sind wunderbare Schafhüter“, klärt Marita Flemm auf. Sie haben Woolys und Alpakas. „Schauen Sie mal, wie weich deren Lippen sind. Und sie spucken viel seltener, als die meisten denken.“ Ein schwarz-weiß gescheckter Esel, Quaterhorses, Ponys - Flemms Oase macht ihrem Namen wirklich alle Ehre. Wenn der Blick über die Koppeln schweift und Mandy mit weitem Sprung in den Gartenteich platscht, um ein Holzstück aus dem Wasser zu holen, dann wähnt man sich ganz weit weg - in einem kleinen Paradies.

Flemms Oase, Enkeln 10, 51515 Kürten, Tel. (022 68) 79 79.