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Pfarrer entpflichtetGemeinde sorgt sich um ihre Zukunft

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Verwaist: Im Herkenrather Pfarrhaus hat Jochen Wolff seit 2008 als Pfarrer des Seelsorgebezirks Lerbach-Strunde gewohnt. (Bild: Luhr)

BERGISCH GLADBACH – Jochen Wolff ist als Vorsitzender des Kirchengemeindeverbands St. Joseph Heidkamp, St. Johannes der Täufer Herrenstrunden, St. Severin Sand und St. Antonius Abbas Herkenrath entpflichtet. So ist es am 1. Juli im Amtsblatt des Erzbistums Köln bekannt gegeben worden.

Gläubige fürchten Aufteilung ihres Seelsorgebereichs

An eine Rückkehr von Wolff glaubt das Erzbistum nicht: Am gleichen Tag ist die frei gewordene Pfarrerstelle neu ausgeschrieben worden. Interessenten dafür können sich in der Hauptabteilung Seelsorge / Personal des Generalvikariats melden. Aus dem Herkenrather Pfarrhaus ist Wolff bereits ausgezogen.

In den vier Pfarrgemeinden sind die Gläubigen nach dem Weggang ihres Pfarrers „wie vor den Kopf gestoßen“, berichtet Bernhard Clemens vom Kirchenvorstand in Herkenrath. Eine Mitteilung, weshalb der Pfarrer aus freien Stücken seinen Verzicht eingereicht habe, habe es bislang nicht gegeben. „Viele Herkenrather können diesen Schritt nicht nachvollziehen.“ Wolff war erst im August 2008 auf die Pfarrstelle Lerbach-Strunde berufen worden, zuvor war er unter anderem Diakon und Kaplan in Vorbereitungszeit an St. Walburga Overath und Maria Hilf Vilkerath sowie geistlicher Leiter im Diözesanverband der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG). Nach nur zweijähriger Amtszeit jetzt die Entpflichtung, die dem Vernehmen nach gesundheitliche Gründe hat.

„Sie können sich vorstellen, dass hier bei den Gläubigen viele Unsicherheiten bestehen“, sagt Bernhard Clemens vom Kirchenvorstand. Es geht konkret um die Zukunft der vier Gemeinden und Fragen der „Eingemeindung“. Nach Gesprächen mit Weihbischof Dr. Heiner Koch und Kreisdechant Norbert Hörter könne ein Beitritt von „Lerbach-Strunde“ zum Seelsorgebereich Stadtmitte (Hl. Dreikönige Hebborn, St. Marien Gronau und St. Laurentius Bergisch Gladbach) eine Möglichkeit sein - damit würde eine Großpfarrei entstehen.

Alternativ steht die Zerschlagung des Seelsorgebereichs mit Aufteilung der Kirchengemeinden an die umliegenden „Nachbarn“ im Raum. Herkenrath würde in diesem Fall nach Bensberg kommen, Heidkamp und Sand zur Stadtmitte, Herrenstrunden mit Eikamp zu Odenthal.

Ganz frisch ist eine dritte Idee, berichtet Clemens: die Auflösung der vier Teilgemeinden und eine Neugründung als eigenständige große Pfarrei. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat soll sich nach den Ferien damit beschäftigen. Vorübergehend hat der Kreisdechant als Pfarrverweser die Leitung des Seelsorgebezirks übernommen. Ihm stehen derzeit Pfarrvikar José Pérez Pérez sowie die beiden Subsidiare Pater Jean Bawin und Dieter Wischermann zur Seite.

Für das Erzbistum verweist Pressereferent Michael Kasiske auf die ausgeschriebene Pfarrstelle. „Bislang hat es aber keine Bewerbungen gegeben.“ Dies sei mit Blick auf den herrschenden Priestermangel „nichts Ungewöhnliches“. Mit allen Beteiligten arbeite man an einer „Lösung des Problems“. Kreisdechant Hörter und Pfarrer Wolff waren gestern für Stellungnahmen nicht zu erreichen.