Pfusch am Bau lässt Pilze wachsen
LINDLAR. Pilze lieben es feucht. Die meisten Speisepilze bevorzugen feuchten Waldboden, andere Pilzarten gedeihen besonders gut auf nassem Holz. Eine Erfahrung, die zu seinem Leidwesen auch Peter Lange aus Lindlar-Schümmerich machen musste. Der Hausbesitzer, der 1998 eines von drei neu erbauten Fachwerkhäusern an der Straße Am Lindenkreuz erwarb, staunte nicht schlecht, als er vor zwei Jahren an der Westseite seines Hauses Pilze entdeckte, an den Spalten zwischen den Holzbalken und den verputzten Zwischenräumen.
Damit nicht genug, auch bei den beiden Nachbarn von Peter Lange, die Fachwerkhäuser des gleichen Typs erworben hatten, wuchsen Pilze an den Fassaden. Gemeinsam beauftragten die Hauseigentümer einen Bauphysiker, Professor Dr.-Ing. Ingo Grün aus Ratingen, mit der Erstellung eines Gutachtens.
Fäulnisschutz
fehlte
Grün stellte gleich eine ganze Reihe von Mängeln fest. Sowohl zwischen den Balken als auch zwischen Balken und Putz hatten sich Fugen geöffnet. Auf einen regensicheren Anschluss zum Holz, etwa in Form von dehnbaren Fugenbändern, war verzichtet worden. So konnte Wasser einsickern. Vor allem an der Wetterseite hatte dies verheerende Auswirkungen - die Balken waren nicht mit Fäulnisschutz behandelt worden. Dabei schreibt die Landesbauordnung vor: Bauliche Anlagen müssen so angeordnet, beschaffen und gebrauchstauglich sein, dass durch Wasser, Feuchtigkeit, pflanzliche oder tierische Schädlinge sowie andere chemische, physikalische oder biologische Einflüsse Gefahren oder unzumutbare Belästigungen nicht entstehen.
Doch bei den drei Fachwerkhäusern Am Lindenkreuz wurden keine Schutzmaßnahmen durchgeführt. Noch dazu, so der Bauphysiker, sei der Verputz nicht ordnungsgemäß ausgeführt worden, die Putzschicht sei viel zu dünn.
Und so fällt das Gutachten ein vernichtendes Urteil: Infolge der bautechnisch falschen Konstruktion mit fehlendem Holzschutz musste der Fäulnis-Schaden eintreten. Es liegt also ein schwer wiegender und grundsätzlicher und absehbarer Baufehler vor, der für jeden auch nur mit geringer bautechnischer Kenntnis ausgestatteten Fachmann sofort erkennbar ist.
Gewährleistung
ist verjährt
Peter Lange ist kein Baufachmann. Er erwarb das schlüsselfertige Haus 1998 von der Lindlarer Firma Geka Bau- und Immobilien GmbH, die als Bauträger die Firma PMF aus Paderborn mit der Ausführung beauftragt hatte. Die PMF ging vor rund vier Jahren, also bevor die ersten Fäulnis-Schäden sichtbar wurden, in die Insolvenz. Und die Gewährleistungsfrist des Bauträgers beträgt leider nur fünf Jahre, bedauert Lange, danach fällt die Guillotine!
Auf einen Rechtsstreit will Lange es nicht ankommen lassen. Wir müssten der Geka Absicht nachweisen können, wir haben die Beweispflicht. Unsere Chancen, Recht zu bekommen, liegen bei höchstens 50 Prozent. Ein Fachanwalt für Baurecht, den Lange konsultierte, gab ihm den Rat: Stecken Sie das Geld lieber in die Reparatur des Hauses.
Und so hat Wolfgang Paa, Inhaber einer Baugeschäftes aus Rösrath, in Lindlar-Schümmerich gut zu tun. Ich habe so einen Fall wie hier noch nicht erlebt, sagt der Handwerker und schüttelt den Kopf. Bei Fachwerkhäusern müssen die Balken mit Holzschutz behandelt werden, das ist selbst jedem Laien klar. Nur - ein Laie kann nicht erkennen, ob das geschehen ist. Nun müssen alle verfaulten Holzbauteile ausgetauscht, die Teile, die noch in Ordnung sind, mit Fäulnisschutz behandelt werden. An den beiden Häusern Nummer 14 und 16 wurde der Putz bereits durch eine Holzfassade ersetzt - die nach hinten genug Luft zum Trocknen hat.
Über 20 000 Euro wird mich die Reparatur der Westfassade kosten, weiß Lange, und die Südfront muss ich auch noch sanieren lassen. Einer der Nachbarn, dessen Haus besonders schlimm betroffen ist, muss vermutlich doppelt so viel ausgeben. Hätten die drei Hausbesitzer jetzt nicht gehandelt, wären die Fassaden in ein bis zwei Jahren wohl abbruchreif gewesen.
Mein Fehler war, dass ich nicht von Anfang an einen finanziell unabhängigen Gutachter als Begleiter zurate gezogen habe, sagt Lange heute. 510 000 Mark hat er für das Haus in Schümmerich bezahlt, da wären 6000 Mark mehr für einen Gutachter nur eine kleine Summe gewesen.
Die BLZ bat die Geka Bau- und Immobilien GmbH um eine Stellungnahme. Ich gebe in dieser Sache keinen Kommentar ab, so Inhaberin Gertrud Kalbertodt.