Philharmonie zu Tränen gerührt
Fastelovend is zum Laache und zum Kriesche, sprach Moderator Linus und ließ seiner Rührung mitten auf der Bühne der Philharmonie ihren Lauf. Der Auftritt von Heinz Baumeister hatte den Profi-Moderator wie das gesamte Philharmonie-Publikum schwer beeindruckt.
Der Büttenredner und Schauspieler war der Höhepunkt der karnevalistischen Matinee Fastelovend ferkeet, bei der die Stars des Kölner Karnevals in ungewöhnlichen Rollen auftraten. Baumeister tauschte seine gewohnte Rolle als Putzfrau von Ründeroth gegen die einer Obdachlosen mit kaputten Socken und Plastiktüten.
Zunächst spottete und schimpfte die in der Blüte einer Arterienverkalkung stehende Frau über Politiker, Kirchenobere und Dschungelstars und begeisterte mit gekonnten Pointen das Publikum. Von einer Sekunde zur anderen wechselte die Stimmung: Die Frau auf der Bühne, bei der mancher längst vergessen hatte, dass sie von einem Mann gespielt wurde, erzählte als gescheiterte Mutter, deren Sohn an einer Überdosis Drogen gestorben ist, ihre Lebensgeschichte. Seine traurige und fesselnde Darstellung rührte die 2100 Gäste der Matinee. Das Publikum, das zuvor noch laut über die Witze Baumeisters gelacht hatte, wurde still und dankte ihm am Ende mit stehenden Ovationen.
Viel Applaus bekamen auch Bernd Stelter, der mit seiner Gitarre ein Stück aus seinem Kabarett-Programm zum Besten gab ( Seit ich heut morgen in den Spiegel geschaut habe, mache ich keine Witze mehr über Angela Merkel) oder Mari-Luise Nikuta, die das Publikum mit kleinen Gedichten von Amadeus Gänsekiel unterhielt. Auch Sänger Hans Breuer erntete für seine Prosa Fastelovend 1946 viel Anerkennung vom Publikum.
Außergewöhnlich ist an der ausverkauften Karnevalsveranstaltung nicht nur das Programm: Die Stars der traditionellen Matinee verzichten auf ihre Gage wie die Philharmonie auf ihre Miete. Sie helfen bei der Unterstützung der Schull- un Veedelszöch.
Bernd Assenmacher, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums erhielt einen Scheck im Wert von 25 000 Euro. Mit dem Erlös werden die Kapellen der Zöch bezahlt und Musikgruppen in den Schulen gefördert.