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Porträt Dirk BendeDie Ersatzteile kommen aus aller Welt

Lesezeit 4 Minuten

Wie neu sieht der rund 80 Jahre alte Motor aus, nachdem Dirk Bende und sein Team ihn restauriert haben. (Foto: Ralf Klodt)

KÖNIGSWINTER – Schon als Kind war Dirk Bende ein Fan alter Flugzeuge. „Ich mochte den Klang der Motoren“, sagt der 46-Jährige. Sein beruflicher Werdegang führte ihn dann zwar erst in die Welt der Zweiräder, aber nachdem er irgendwann Anfang der 90er Jahre einen alten deutschen Höhenmesser entdeckte („Mein erstes Stück“) und später angefangen hatte, alte Flugzeugteile zu restaurieren, da nahmen die Dinge ihren Lauf: Dirk Bende ist heute ausgewiesener Experte bei der Restaurierung historischer Flugzeuge und Motoren. Der Königswinterer ist bei Bedarf sogar als Gutachter fürs Luftfahrtbundesamt gefragt.

Und Bende besitzt eine echte Rarität: Am Flughafen Hangelar steht sein Fieseler Storch (Fi 156 C-7), der 1936 das erste Mal startete und in den Dirk Bende in vier Jahren rund 5500 Arbeitsstunden investierte, um das gute Stück wieder flugfähig zu machen. „Vom Fieseler Storch mit Argus-Motor gibt es weltweit weniger als zehn Stück, und der einzige, der regelmäßig fliegt, ist meiner“, sagt Dirk Bende stolz.

Werkstatt liegt im ländlichen Komp

Man muss einmal quer durch Königswinter fahren, den Ort Eudenbach verlassen, sich links halten, und wenn man dann das Gefühl hat, jetzt könne eigentlich nicht mehr viel kommen vor dem Ende der Welt, dann ist man bei Dirk Bendes Spezialfirma angelangt: Im ländlichen Komp hat er eine Halle für seinen Meisterbetrieb gemietet, den er seit 1999 betreibt. „Überholung und Reparatur historischer Flugzeugmotoren und Flugzeuge“ steht auf einem Schild an der Fassade.

Drinnen zeigt der 46-Jährige, der in seinem Betrieb zwei Luftfahrttechniker beschäftigt, zum Beispiel den Motor einer Junkers Junior. Das Aggregat stammt aus den 20er Jahren - und sieht nach der Generalüberholung durch Dirk Bende und sein Team aus wie neu. Ebenso ein Siemensmotor SH 14, dem man seine 80 Jahre ebenfalls nicht mehr ansieht.

„Ich habe immer schon Motoren gemacht“, sagt der gelernte Zweiradmechaniker. „Das hier ist eigentlich nichts anderes.“ Nur dass die Sicherheitsauflagen besondere sind. Denn ein Flugzeug kann sich keinen Ausfall des Motors leisten, anders als ein Auto, dessen Fahrer dann schlicht den ADAC ruft. Dirk Bende hat die Zulassung des zuständigen Bundesamtes als „Luftfahrttechnischer Betrieb“ (Zulassungsnummer LBA II-A 207), seine Werkstatt und seine Messwerkzeuge erfüllen strengste Anforderungen, und bei jedem restaurierten Motor muss der Experte seitenweise Protokolle und Dokumentationen erstellen, die jedes Mal als Kopie ans Luftfahrtbundesamt gehen. Um die 300 Stunden Arbeitszeit stecken in der Restaurierung eines größeren Motors.

Die Ersatzteile für historische Triebwerke gibt es natürlich nicht beim Händler um die Ecke. „Ventile aus Argentinien, Kolbenringe aus Norwegen“, nennt der 46-Jährige als Beispiel. Das Internet mache vieles möglich, „aber man sieht auch schon mal was, wenn man unterwegs ist“.

In der Halle über seiner Werkstatt hat Bende ein Flugzeug Messerschmitt BF 108 stehen, das 1945 gebaut wurde, bis 1989 geflogen ist und das er eventuell im Rahmen einer Haltergemeinschaft wieder in flugfähigen Zustand versetzen will. 3000 bis 4000 Arbeitsstunden werde das dauern, schätzt Dirk Bende.

Sein Fieseler Storch mit der Kennung D-EVDB ist schon so weit. In der Szene herrscht regelrecht Begeisterung über diese Maschinen. „Die hervorragenden Flugeigenschaften des Fieseler Storchs besonders im Bereich Start und Landung sowie Langsamflug brachten ihm im Zweiten Weltkrieg spektakuläre Einsätze“, heißt es da. So wurde der Storch, der extrem langsam fliegen kann und nur sehr kurze Start- und Landebahnen braucht, bei der Befreiung des gestürzten italienischen Diktators Benito Mussolini eingesetzt. Aber das ist Geschichte. Dirk Bendes Storch ist dagegen sehr real und war im November 2009 in Österreich bei den Dreharbeiten zum Kinofilm „Mein Freund der Feind“ im Einsatz. Ansonsten sieht man ihn oft rund um Bonn in der Luft und bei verschiedenen Flugtagen in der Region.

Neugierig geworden? Am 11. und 12. September will Dirk Bende mit seinem Storch am Flugplatzfest in Königswinter-Eudenbach teilnehmen. Kontakt: LTB Dirk Bende, Komper Straße 40, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 90 21 58.

www.ltb-dirkbende.de