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Porträt Sebastian BöhmDie Lady Gaga der Friseurszene

Lesezeit 3 Minuten

Der Friseur Sebastian Böhm in seinem Salon „Rocksthaar“ im Hundertwasserhaus in Magdeburg.

MAGDEBURG - Er ist Starfriseur in einer Stadt, in der es nicht gerade von Prominenten wimmelt. Der Erfinder der extravaganten Frisur des Sängers von Tokio Hotel, Bill Kaulitz, lebt in Magdeburg. Sebastian Böhm zählt nicht nur Musiker zu seinen Kunden, sondern auch das norwegische Königshaus. Der Experte hat sich zum Ziel gesetzt, den Magdeburgern ein bisschen mehr Glamour zu verleihen, wie er sagt.

Als der Friseur Bill Kaulitz mit einer wuchtigen Haarpracht in die weite Welt schickte, ahnte er nicht, welchen Effekt das auslösen würde - bis er sein Gesicht auf der Titelseite einer Moskauer Tageszeitung sah. Es folgten Interviews und Fernsehauftritte sowie Briefe aus aller Welt. Wer heute von Böhm persönlich bedient werden möchte, muss sich auf eine zweieinhalbmonatige Wartezeit einstellen. Im Mai hat er mit «Rocksthaar» seinen zweiten Friseursalon in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt eröffnet.

Böhm bezeichnet sich selber nicht als Starfriseur, sondern als «Friseur aus Leidenschaft». Der Bruder von Topmodel Naomi Campbell saß schon auf seinem Stuhl, Musikerin Shakira hätte er fast gehabt. «Die Anfrage, sie in Salzburg zu stylen, musste ich aus Zeitmangel leider absagen.» Wenn es um seine eigenen Haare geht, vertraut er auf die Künste seiner Magdeburger Kollegen.

«Ich werde oft gefragt, warum ich mit meiner schrillen Art nicht nach Berlin gehe, da gebe es doch viele Typen wie mich. Doch genau das ist der Grund. Hier in Magdeburg bin ich ein Unikat.» Sein Alter kennt außer seinen Eltern und seinem Partner niemand. Böhm verrät nur: «Ich bin ein Kind der 80er Jahre.»

Böhm, der wegen seines Aussehens auch schon mit Sängerin Lady Gaga verglichen wurde, hat einen Traum: Er möchte sich um die Haare der Sängerin Pink kümmern. «Ich weiß nur noch nicht, wie ich es anstellen soll», bekennt er. «Über die Köpfe der Politiker würde ich natürlich auch gern einmal drüberfahren». Berlin habe die individuellsten, Düsseldorf die edelsten und Köln die mutigsten Frisuren.

«Ich bin nicht Friseur geworden, um die Menschen schöner, sondern glücklicher zu machen. Das unterscheidet mich von anderen.» Er habe keine Vorbilder, möchte niemanden kopieren, sondern seinen eigenen Trend setzen. In Anspielung auf den Berliner Promi-Friseur sagt Böhm: «Ich sehe mich daher auch nicht als nächsten Udo Walz.»

Schon als Kind habe er die Haare von den Puppen seiner Schwester geschnitten, sagt Böhm. Später fing er eine Lehre als Mediengestalter an. «Heimlich habe ich mich dann für eine Ausbildung beim Friseur beworben.» Böhm wanderte zeitweilig sogar von Kloster zu Kloster auf einer Selbstfindungstour in Rumänien - eineinhalb Monate lang ohne Haarspray, Zigaretten und Handy.

(dpa)