ProzessEx-Rotlicht-Pate auf freiem Fuß

B. beim Prozess im Kölner Landgericht.
Copyright: Gauger
Köln – Faustdicke Überraschung im Prozess um den ehemaligen Rotlicht-Paten: B. hat heute das Gerichtsgebäude vorerst als freier Mann verlassen. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Strafe von einem Jahr und elf Monaten ohne Bewährung. Gegen 12.30 Uhr schritt er mit seinen Anwälten die Gerichtstreppe herunter und wurde von Bekannten, Freunden und Angehörigen empfangen und umarmt.
Fluchtgefahr sehen die Behörden nicht, weil der 40-Jährige Frau und Kinder hat. Nach mehreren Verhandlungstagen wird B. nur noch Nötigung und Urkundenfälschung vorgeworfen.
Das wesentliche Problem aus Sicht der Ermittlungsbehörden: Die Schlüsselfigur in dem Verfahren sitzt in den Niederlanden im Gefängnis und weigert sich, eine Aussage zu machen. Der Mann fühlt sich von der Polizei in Mönchengladbach hinters Licht geführt. Angeblich war ihm ein Strafrabatt zugesagt worden, wenn er auspackt. Der zuständige Beamte wies dies vor Gericht zurück. Durch die fehlende Aussage des Mannes hatte das Gericht keine Möglichkeit, die Vorwürfe gegen den Ex-Paten zu verifizieren. B. wurde unter anderem vorgeworfen, einen illegalen Handel mit Dopingmitteln im In- und Ausland betrieben zu haben. Dabei sollen größere Mengen Anabolika umgesetzt worden sein. Außerdem soll B. im großen Stil mit Rauschgift gehandelt haben. Die Machenschaften in diesen Bereichen konnten der ehemaligen Unterweltgröße bei der Verhandlung nicht nachgewiesen werden.
Oberstaatsanwalt Egbert Bülles sieht in der Freilassung keine Niederlage für die Kölner Anklagebehörde: „Wir sind eine objektive Behörde.“