Rewe am FlughafenWenn in der Nacht der Hunger kommt

Seit der Eröffnung des neuen Ankunftsbereichs hat der Rewe am Flughafen täglich 24 Stunden geöffnet. (Bild: Gauger)
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Köln – Vielleicht aber auch, weil er im noch hell beleuchteten Rewe-Supermarkt ist. „Sonst gibbet ja nix mehr hier!“, bemerkt der 35-Jährige aus Duisburg und macht sich mit zwei Flaschen Kölsch zur Kasse auf. Seit fast einem Jahr gibt es den 530 Quadratmeter großen Supermarkt am Flughafen, seit der Eröffnung des neuen Ankunftsbereichs Anfang des Monats hat er täglich 24 Stunden geöffnet. Die Preise seien so wie in anderen Rewe-Märken, betont Marktmanagerin Astrid Scheuren: „Danach gucken die meisten Frauen zuerst.“ Das Sortiment ist ähnlich, nur etwas kleiner. Es gibt Regale mit frischen Backwaren, griechische und türkische Spezialitäten, Tiernahrung, Kosmetik und: ein Rewe-Miniaturflugzeug.
Das braucht Harald Weigmann nun wirklich nicht. Der Pilot will ein paar Erdbeeren und Aufbackbaguettes besorgen. „Ich kaufe für den Tag ein, wir müssen unser Essen selbst mitnehmen“, erklärt der 42-Jährige, der gleich eine Maschine nach Ägypten fliegen wird. Hinter ihm in der kurzen Schlange steht ein Flughafenmitarbeiter. „Ich brauche eine Stärkung, da ist es prima, dass der Markt offen hat“, sagt der Mann aus der Verkehrszentrale und bezahlt Schokolade und Zigaretten. Damit trägt er zu den inzwischen 15 Prozent des Umsatzes bei, den der Markt von null bis sechs Uhr macht.
Noch bis Ende Juli testet Rewe, ob sich die 24-Stunden-Öffnung lohnt. Aber es sieht gut aus: In der ersten Nacht hatte der Markt von Mitternacht bis vier Uhr 30 Kunden, nach drei Wochen hat sich die Zahl fast verzehnfacht. Vor allem an Sonn- und Feiertagen kommen auch Kunden von außerhalb, dann macht die Filiale etwa 25 Prozent ihres Wochenumsatzes. Kurz vor drei betritt eine Gruppe Männer den Supermarkt, sie kommen von einer WG-Party in Zollstock. „Ich habe wirklich Hunger“, erklärt Julian Budke. Der 30-Jährige trägt Koteletts, Joghurt und Knoblauch auf dem Arm. Warum er dafür bis zum Flughafen kommt? „Erstens hat alles andere zu und zweitens schmeckt Selbstmachen immer noch am besten.“ Er ist nicht zum ersten Mal hier. „Ich hab mich immer geärgert, dass man nicht einkaufen kann, wann man will - jetzt kann ich das“, freut er sich. Zum Kiosk zu gehen, kommt für ihn nicht in Frage: „Ich mag die Kioskkultur in Köln, aber ein Kiosk ist eben kein Supermarkt.“ Geparkt hat die kleine Gruppe weiter außerhalb und ist zum Terminal 1 gelaufen. Wer in Supermarktnähe parken will, kann die Kurzparkzonen (1,50 Euro pro Viertelstunde) oder das Parkhaus 1 (4,50 Euro pro Stunde) nutzen.
Feyza Tekin überprüft die großen Frischetruhen im Eingangsbereich: Geschnittenes Obst, frische Salate und bunte Fruchtdrinks rückt die stellvertretende Filialleiterin zurecht. „Guten Morgen“, sagt sie freundlich zu einem Kunden; müde wirkt die 36-Jährige nicht: „Ich dachte früher, ich brauche einen Energydrink nach dem anderen, aber die Zeit geht so schnell vorbei.“ Auch weil die Kunden sehr nett seien: „Die fliegen ja alle in den Urlaub.“ Was ihr hier fehlt, sind die „alten Mütterchen“, da ist sie sich mit der Marktmanagerin einig. Dafür bekommt das Team aber regelmäßig Stars zu sehen: Boris Becker, Comedian Dirk Bach oder Schauspielerin Katy Karrenbauer waren schon da.
Während ein paar hundert Meter vom Markt entfernt einige Kunden in den Nachthimmel starten, lockt die rote Leuchtreklame neue herein. Es gibt nur eine Ausnahme: Heiligabend, 19 Uhr. Dann gehen auch im einzigen 24-Stunden-Supermarkt in Köln bis Mitternacht die Lichter aus.