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„Rote Liste“ bedrohter Wörter

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BORNHEIM-ROISDORF. Wer weiß wohl noch, was ein Mahnd ist oder was man so auf einem Maiwängschel macht? - Einen solchen flachen Korb (Mahnd) konnte man beispielsweise auf eine Lustbarkeit im Monat Mai mitnehmen und ein paar Blumen nach Hause tragen.

Damit die Bedeutung dieser urtümlichen Wörter aus der Sprache des Vorgebirges nicht verschwinden, haben die Heimatfreunde Roisdorf jetzt eine „Rote Liste“ bedrohter Wörter ins Leben gerufen und ins Internet gestellt. „Es geht uns auch darum, unsere Sprache vor dem standardisierten Hochkölsch zu retten“, berichtet Ernst Gierlich. Durch das derzeit vorherrschende „Einheitsrheinisch“ aus Köln gingen die Eigenheiten der Sprache im Vorgebirge verloren. „Es geht uns um Worte, die außerhalb der Sichtweite des Doms nicht mehr verstanden werden.“ Dazu habe nach Karneval ein „Brainstorming“ stattgefunden. „Auch so ein Wort, für das es im Hochdeutschen keine rechte Entsprechung gibt“, setzt Gierlich munter nach.

Solche Worte nicht nur zu sammeln, sondern sie auch wieder in der Alltagssprache zu aktivieren, ist ein Anliegen der Initiatoren. „Es gibt Worte, die etwas ganz spezielles ausdrücken, das man auch nicht eins zu eins ins Hochdeutsche übersetzen kann“, beschreibt Gierlich. Dazu gehört das schöne Wort „höesch“. Es steht für „langsam, leise, vorsichtig“. „Es sind solche Wörter, die den Charakter und die Farbigkeit der Sprache ausmachen“, schwärmt er. Auf dem Fest der Kolpingfamilie vor zwei Wochen vermittelten die Heimatfreunde die ersten Patenonkel und -tanten an die ersten Wörter, die in ihrer Alltagssprache zu aktivieren sich die Paten verpflichten. Damit das alles nicht nur ein großer Spaß ohne Folgen ist, kostet die Patenschaft für ein solches bedrohtes Wort zehn Euro. Es gibt eine Urkunde, und das Geld kommt der Bildungsarbeit der Kolpingfamilie zu Gute.

„Es gibt natürlich keine normierte Schreibweise“, so Gierlich. Denn schließlich gebe es für den Doppelvokal im Vorgebirge selbst im Hochkölschen keine Entsprechung. So müsse es eben nach dem Ermessen gehen. Der feinen Nuancen in der Aussprache, wie sie von Dorf zu Dorf variieren können, soll ebenfalls Rechnung getragen werden. „Früher konnte man über die Sprache eines Menschen sagen, aus welchem Ort im Vorgebirge er stammt. Heute geht das verloren“, bedauert Gierlich.

Damit man als Pate dennoch weiß, wofür genau die Patenschaft übernommen wird, gibt es in der Liste eine umschreibende Übersetzung zum Wort direkt dazu. So erfährt der Leser, dass „jriemele oder jriemitzele“ übersetzt „schmunzeln“ heißt und erhält auch gleich ein Anwendungsbeispiel dazu: „Der ös lutte am jriemitzele“.

In der Liste warten in alphabetischer Reihenfolge rund 200 bedrohte Wörter auf Paten. Aber auch die bereits vergebenen Worte und ihre jeweiligen Paten sind dort nachzulesen. So sind „Dilledopp“, „mönkchesmoߓ und „Jaujitscher“ vergeben, „de Mau“, „de Merl“, „de Molltep“, aber auch der „Zausmöbbel“ suchen hingegen noch nach Paten. Und wie schön wäre es, einer Nachbarin „Zoppjros!“ hinterherzurufen und zu wissen, dass man damit ein gutes Werk an der Sprache der Heimat getan hat.

www.paettche-on-joett.de