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RückblickDie ersten Steinfelder Abiturienten

Lesezeit 3 Minuten

Die Abiturientia 1961: Werner Schneider (li.), Bernd-Peter Metz (3.v.li.), Johannes „Jo“ Schaaf (5.v.li.), Werner Willms (7.v.li.), Peter Solloch (ab 9.v.li.), Georg Linden, Wolfgang Bergsdorf und Norbert Stief kommen heute nach Steinfeld. (Bild: Archiv Hermann-Josef-Kolleg)

STEINFELD – Ein ganz besonderer Tag steht morgen im Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld an. Dann treffen sich nämlich die Schüler der

Abiturklasse des Jahres 1961 und feiern den 50. Jahrestag ihres Abiturs. „Wir waren seinerzeit die erste Klasse, die im Hermann-Josef-Kolleg das Abitur ablegen konnte“, so Dr. Georg Linden, Generalstaatsanwalt a.D. aus Köln, einer der damaligen Abiturienten. In der Aula findet aus diesem Anlass ein Festakt statt.

Bei den zehn Herren, die sich dann wiedersehen, handelt es sich um eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich alle fünf Jahre in Steinfeld trifft und bei Erwin und Marga Scheer Kaffee trinkt und Kuchen isst. Der Grund: Erwin Scheer war fünf Jahre lang ihr Klassenlehrer und führte sie zum Abitur. Scheer unterrichtete bei ihnen Mathematik und Physik. In der Untertertia übernahm er die Klasse.

„Wir hatten immer ein sehr familiäres Verhältnis“, berichtet der ehemalige Lehrer. Bis zum Jahr 1961 konnten die Schüler in Steinfeld das so genannte „Einjährige“ (Mittlere Reife) absolvieren. Wer dann bis zum Abitur weiterlernen wollte, musste ein anderes Gymnasium besuchen.

Die Schüler verstanden sich mit ihrem Lehrer sehr gut. Schon als sie die Mittlere Reife erlangten, feierten sie dies im Hause Scheer. Gleiches geschah, als sie die schriftlichen und die mündlichen Abiturprüfungen bestanden hatten. Danach wollten sie sich jedes Jahr im Hause Scheer treffen. Das war Erwin Scheer dann doch zu viel. „Dann kommt später ja keiner mehr“, kündigte er an. So einigte man sich darauf, die Treffen alle fünf Jahre stattfinden zu lassen. Das jüngste Treffen fand im Oktober statt. Neben Kaffee und Kuchen bei Scheers gehört ein Besuch im Kloster zum Programm.

Wie es sich damals gehörte, siezte Erwin Scheer seine Schüler. Irgendwann bei einem der Zusammenkünfte traute sich einer der Ex-Schüler, ihn zu fragen, ob sie nicht „du“ zu ihm sagen dürften. „Nur, wenn ich die Schüler auch duze“, sagte er damals. „Das war schon längst fällig.“

Scheer ist stolz, dass aus den zehn Schülern, die heute alle um die 70 Jahre alt sind, „etwas Anständiges geworden“ ist. Nicht nur Dr. Georg Linden wurde Generalstaatsanwalt in Köln, auch Ewald Bröhmer ergriff diesen Beruf, allerdings in Potsdam. Wolfgang Bergsdorf (s. Kasten unten) war unter anderem Berater Helmut Kohls. Paul Kuklinski arbeitete als Arzt bei der NASA, Dr. Werner Schneider, der wie Georg Linden aus Urft stammt, wurde Studiendirektor. Peter Solloch war als Anwalt tätig. Der aus Rinnen stammende Werner Willms wurde Volksschullehrer. Norbert Stief wurde Ägyptologe und machte Hieroglyphen durch Computer lesbar. Er arbeitete an der Uni Bonn. Bernd-Peter Metz wurde ein bekannter Zahnarzt und der Bauingenieur Jo Schaaf hat unter anderem „die Oberkasseler Brücke versetzt“, wie Marga Scheer erzählt. Vor allem Werner Schneider und Wolfgang Bergsdorf kommen regelmäßig zusammen.

Schon heute reisen die Herren in Steinfeld an. Um 15.30 Uhr ist bei Scheers der Kaffeetisch gedeckt. Um 17.30 Uhr findet eine Messe mit Orgelmusik von Bruder Andreas Warler statt. Danach geht es zum Abendessen im Kloster mit anschließendem gemütlichen Beisammensein.

Morgen wird es dann offiziell. Ein Besuch der Schule steht auf dem Programm. Wie Schulleiter Heinrich Latz berichtet, werden die zehn Ehemaligen von Schülern durch das Gebäude geführt. In der vierten Stunde können sie dann am Unterricht teilnehmen und sehen, was sich in 50 Jahren alles geändert hat. Danach werden sie dem Kollegium vorgestellt und um 11.15 Uhr folgt der Festakt mit Reden und Aufführungen der Schüler.

„Ich bin auch mit der Klasse sehr verbunden“, sagt Marga Scheer. „Es ist einfach schön. Ein herzliches Verhältnis.“