Saturn schimmert im Dom
Die Apokalypse hat ihnen nicht so zugesagt, das Jüngste Gericht war ihnen zu klein. Fritz und Anni Waffenschmidt entschlossen sich deshalb für das Leben Christi. Zwölf Meter hoch ist das Fenster in der Südturmhalle des Doms, auf 28 Scheiben zeigt es farbige Szenen aus dem Neuen Testament wie beispielsweise das Abendmahl oder auch die Kreuzigung Jesu. 200 000 Euro kostete die originalgetreue Rekonstruktion, die in der Glaswerkstatt der Dombauhütte ausgeführt wurde.
Wir hatten das Glück, dass farbige Skizzen und Arbeitsunterlagen des damaligen Entwurfes von Johann Klein noch vorlagen, sagt Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. In den beiden Turmhallen gab es ursprünglich acht Fenster des Wiener Künstlers, der auch Fenster für Maria im Kapitol und Groß St. Martin entworfen hat. Während des Krieges konnten nur zwei Fenster der Turmhallen gerettet werden. Bei der Rekonstruktion des Leben-Jesu-Fensters hielten sich die Glasmaler bis hin zum Pinselstrich an die Vorlagen. Auch wenn auf einen eigenen Stil verzichtet werden musste - die Fenster sollten den Originalen von 1884 gleichen, auch bei den Farben.
Mit dem Einbau des rekonstruierten Fensters ist ein weiterer Schritt für die Vervollständigung des damaligen Fensterschmucks im Dom getan. Ein Fenster des Bilderzyklus' mit neutestamentarischen Gleichnissen stiftete bereits die Ehrengarde. Für Apokalypse und Jüngstes Gericht werden das Bankhaus Oppenheim und zwei Karnevalsgesellschaften als Stifter einspringen. Den Stiftern wird dabei jeweils die unterste Reihe der Fenster gewidmet. Bei den Waffenschmidts beginnt die Zeile mit dem Kölner Wappen, dann folgen Scheiben mit den Initialen der Stifter und schließlich - auf der rechten Scheibe - eine Darstellung des Planeten Saturn. Schließlich hat Waffenschmidt als Begründer des Elektrogroßhandels Saturn damit das Geld verdient, das die Rekonstruktion des Domfensters ermöglichte.
Die wichtigste Zeile für Fritz Waffenschmidt steht aber unter den Scheiben: Stiftung des Ehepaares A. und F. Waffenschmidt im Jahre 2004 anlässlich ihres 55. Hochzeitstages. Wir sind beide gesund und lieben uns noch wie in den Flitterwochen, sagt der 80-Jährige. Und da könne man ja auch einmal dankbar sein.