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Schlimme WG-ErlebnisseWas tun, wenn Mitbewohner sich hassen?

Lesezeit 3 Minuten

So chaotisch muss es nicht in einer Wohngemeinschaft zugehen. Manche Tipps helfen dabei. (Grafik: Bernd Pohlenz)

Köln – Geselligkeit, Gemeinschaftsgefühl und geteilte Rechnungen - so lautet das Versprechen. Aber in einer WG zu leben, birgt auch Schattenseiten: Unordnung, unerträgliche Musik und uneinsichtige Mitbewohner haben schon so manchen Studenten zur Weißglut gebracht. Ludger Büter arbeitet als Streitschlichter für WGs beim Kölner Studentenwerk. Er kommentiert die schlimmsten WG-Erlebnisse und gibt Tipps, wie das Zusammenleben funktioniert.

Fall 1:

Nach dem Waschen hatten meine Klamotten schwarze Flecken. Meine Mitbewohnerin hatte schwarzes Färbemittel benutzt. Entschuldigt hat sie sich nicht.

Büter: In der Waschmaschine einer WG Kleidungsstücke zu färben, ist rücksichtslos. Da sie sich nicht entschuldigte, hat sie wohl mehr als nur unbedacht gehandelt. Leidet die Studentin auch unter anderen Übergriffen, kann ich hier nur den Auszug empfehlen.

Fall 2:

Vor kurzem war der ganze Kühlschrank unserer WG mit umgefallener Joghurtsoße meines Mitbewohners eingesaut. Beim Saubermachen entdeckte ich etwas Verschimmeltes. Anhand des Aufklebers auf der Folie stellte ich fest, dass es mal eine Paprika gewesen sein muss.

Büter: Benutzen mehrere Personen ein Gerät, trifft man am besten Absprachen über Reinigung und Aussortierung, vorzugsweise mit Hilfe eines Putzplans. Aber Vorsicht: Nicht für jeden ist das abgelaufene Verfallsdatum ein Grund, das Essen wegzuwerfen.

Fall 3:

Im Winter sind es in meiner WG, trotz eingeschalteter Heizung, maximal 16 Grad. Die Fenster sind undicht. Außerdem haben wir Schimmel im Badezimmer, das weder einen Abzug noch ein Fenster hat. Unsere Vermieterin weigert sich, die Mängel zu beheben und bestreitet, dass es so kalt bei uns ist.

Büter: In diesem Fall gehen die Bewohner am besten gleich zum Mieterschutzbund oder Rechtsanwalt.

Fall 4:

Für die Zeit meines Auslandssemesters hatte ich eine Zwischenmieterin. Eine Weile ging es gut, bis meinen Mitbewohnern auffiel, dass sie Kleidung aus ihren Schränken genommen und heimlich den Laptop eines Mitbewohners benutzt hatte. Dann hat sie angefangen, Einrichtungsgegenstände in der WG zu demolieren.

Büter: Sich gegen asoziales oder gar kriminelles Verhalten zu wehren, fällt WG-Mitgliedern erfahrungsgemäß schwer. Oft reichen die Verdachtsmomente nicht und wenn doch, fürchten viele noch größeren Stress nach der Konfrontation. Die Bewohner sind am stärksten, wenn sie gemeinsam handeln.

Fall 5:

Vor eineinhalb Jahren habe ich mit einer Kommilitonin eine WG gegründet. Vorher haben wir uns super verstanden, mittlerweile hassen wir uns. Oft kommuniziert sie mit mir über Zettel oder E-Mail, auch wenn wir beide zu Hause sind.

Büter: Die Studentin erlebt, was in jeder Partnerbeziehung passieren kann, wenn man zusammenzieht. Da prallen Bedürfnis- und Wertehierarchien aufeinander, wo es zuvor nicht der Fall war. Die beste Lösung ist wahrscheinlich die Trennung.

Fall 6:

Meine Mitbewohnerin weigert sich, ihren vollen Anteil der Internet- und Telefonrechnung zu bezahlen, wenn sie mal ein paar Tage nicht da war. Außerdem hat sie sich beschwert, dass meine Freunde nicht ihr eigenes Toilettenpapier mitbringen, wenn sie zu Besuch kommen.

Büter: Enttäuschungen verleiten dazu, anfängliche Sympathie wieder "einzusammeln" und die Grenzen neu abzustecken. Das kann bei gutem Willen der Beteiligten helfen. Hier zeigt jedoch die eine Mitbewohnerin der anderen, dass sie mit ihr nichts mehr zu tun haben will.